Ordensgemeinschaften in Deutschland

Ausstieg aus der Corona-Achterbahn?

Meine Gedanken und Gefühle sind wie die Jünger, die versuchen, auf den stürmischen Wellengang der Krise zu reagieren.

Ich werde den Eindruck nicht los, dass wir uns gerade in der Corona-Achterbahn befinden. Mal geht es rauf, mal geht es runter. Manchmal auch mit Überschlag. Das gilt für die sich dauernd ändernden Infektionszahlen in den einzelnen Regionen. Das gilt auch für die Gefühlswelt in meinem Innern.

Es ist zwar unmöglich, aus dieser Corona-Achterbahn auszusteigen. Ich kann jedoch einen ruhenden Pol in meinem Innern suchen. Damit verbinde ich eine Geschichte aus der Bibel. Die Jünger Jesu geraten auf dem See Genesaret in einen lebensbedrohlichen Sturm. Jesus schläft. Während die Jünger zwischen Zuversicht und Verzweiflung, zwischen Mut und Angst, zwischen Kraft und Schwäche hin- und hergeworfen sind, ist Jesus unten im Boot der ruhende Pol. Erst als die Jünger mit ihm in Kontakt treten, tritt völlige Stille ein (vgl. Mk 4,35-41).

Momentan empfinde ich mein ganz persönliches Leben wie dieses Boot, aus dem ich nicht aussteigen kann. Meine Gedanken und Gefühle sind wie die Jünger, die versuchen, auf den stürmischen Wellengang der Krise zu reagieren. Sie können die Dynamik des inneren Auf und Ab bremsen, aber meistens verstärken sie die Krise noch. Gerade dann ist es wichtig, den ruhenden Pol in mir zu finden. Es gibt diesen Punkt im Innern eines jeden Menschen, der unangreifbar und unzerstörbar ist. Wenn ich mit ihm in Kontakt gekommen bin – wie die Jünger mit Jesus – , dann sind zwar weder die Wogen geglättet noch die äußeren Probleme gelöst, aber im eigenen Inneren tritt die Stille an die Stelle der emotionalen und gedanklichen Achterbahnfahrt und ermöglicht besonnenes Denken und Handeln.

In dieser schweren Coronazeit wünsche ich uns allen, dass wir zunächst ein Gespür für die Existenz dieses ruhenden Pols in unserem eigenen Inneren entwickeln und dass wir ihn dann trotz oder gerade in allen Stürmen unseres Lebens suchen und finden. Wer mit ihm in Kontakt gekommen ist, wird die zukünftigen emotionalen und gedanklichen Achterbahnfahrten gut überstehen. Als Mittel gegen Übelkeit für Achterbahnfahrten auf Kirmessen und auf dem Rummel ist er jedoch nicht zu empfehlen.

Über den Autor

P. Bruno ist Prior im Zisterzienserkloster Langwaden und stellvertretender Vorsitzender im DOK-Vorstand.

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