Ordensgemeinschaften in Deutschland

Ein Herz für jeden Menschen

In dieser Woche feiern wir am Freitag das  Herz-Jesu-Fest. Ganz ehrlich, wenn ich  „Herz-Jesu-Freitag“ oder „Herz-Jesu-Fest“ höre, muss ich unwillkürlich an Verzicht oder an die Bilder im Nazarener Stil denken. Doch ist die Herz-Jesu-Verehrung nicht viel mehr? Können diese Bilder alles ausdrücken, was damit verbunden ist?

Gott sendet seinen Sohn zu uns Menschen der ein Herz für uns hat. Ein Herz, das sich berühren lässt von der Not der Menschen, von ihren Sorgen und Nöten. Und: Jesus handelt! Er wendet sich den Menschen zu, heilt Blinde, Lahme, psychisch Kranke,…, stillt ihren Hunger, schenkt ihnen Wein der Freude und erspart dem Brautpaar  so die Schande, dass sie für ihre Hochzeit nicht gut vorgesorgt hätten. Er wäscht seinen Jüngern die Füße und sagt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben“.

Wenn ich so nachdenke, fällt mir Franz von Assisi ein.  Er richtet sein Leben ganz an dem Leben Jesu aus. Auch er hat ein Herz für die Menschen.  Von ihm wird folgende Begebenheit erzählt:
„Franziskus begegnete eines Tages, als er in der Nähe von Assisi einherritt, einem Aussätzigen. Und während er sonst gewohnt war, vor Aussätzigen großen Abscheu zu haben, tat er sich jetzt Gewalt an, stieg vom Pferd, reichte dem Aussätzigen ein Geldstück und küsste ihm die Hand. Und nachdem er von ihm den Friedenskuss empfangen hatte, stieg er wieder aufs Pferd und setzte seinen Weg fort.“                                                                                 ( vgl. Dreigefährtenlegende Kap. VI, 11, 2 – 6)

Franziskus steigt vom „hohen Roß“ herunter und umarmt den Aussätzigen. Er umarmt den, der keine Lobby hat. Er umarmt den, der am Rande der Gesellschaft lebt, keine menschliche Nähe und Zuwendung bekommt. Der hl. Franziskus „übersetzt“ das Handeln Jesu in seine Zeit hinein und zeigt ein Herz für die Menschen. Sr. Animata hat das in ihrem Bild eindrücklich dargestellt.

Auch in unserer Zeit sind die Nöte, Ängste und Sorgen der Menschen vielfältig. Wie antworten wir darauf - persönlich, als Gemeinschaft, als Kirche?

„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“
(Pastorale Konstitution „Gaudium et spes“ über die Kirche in der Welt von heute, Art. 1)

Das „Herz-Jesu-Fest“ ist eine Chance, neu darüber nachzudenken, wo und wie Gott heute sein Herz für die Menschen öffnet und wie ich – Sie – wir als Gemeinschaft der Kirche diese, Seine Liebe in unsere Zeit heute hineinbuchstabieren können und müssen. Ändern wir unseren Blick auf die Herz-Jesu-Verehrung und nehmen die Menschen in unserem Umfeld mit ihren Sorgen und Nöten, mit ihrer Trauer und Angst aber auch mit ihrer Freude und Hoffnung ernst!

Vielleicht bedeutet es aufgeben von Gewohntem, vielleicht bedeutet es Aufbruch, Neuausrichtung, vielleicht wird es auch wehtun – aber ging es Jesus anders?

Lassen wir uns von seiner Liebe, seinem Handeln, seiner Güte und Zuwendung zu allen Menschen anstecken  - jetzt – heute!

Über die Autorin

Sr. M. Bernadette ist Generalrätin der Dillinger Franziskanerinnen.

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