Kolumne: Gott kann unser Leben heil machen
Lourdes - ein kleiner Marienwallfahrtsort am Fuße der Pyrenäen in Südfrankreich. Hier erschien im Jahr 1858 die Gottesmutter Maria der jungen Bernadette Soubirous, einem aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Mädchen, in einer Grotte. Sie wies sie an, mit ihren Händen eine Quelle freizulegen, das Wasser daraus zu trinken und sich darin zu waschen. Viele zweifelten an Bernadettes Aussagen, doch nach und nach konnte sie die Skeptiker von der Echtheit der Erscheinungen überzeugen.
Jahr für Jahr zieht die Grotte von Lourdes hunderttausende Pilger und Besucher aus aller Welt an, darunter besonders Kranke und Menschen mit Behinderungen.
Hier in Lourdes geschehen tagtäglich Wunder - nicht die großen, spektakulären, von denen die Presse berichtet, sondern die kleinen, die im Verborgenen geschehen. Da ist die Dame mit einer spastischen Lähmung, die sich an der Hand ihrer Betreuer traut, aus dem Rollstuhl aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen. Da ist der Herr, der sorgenvoll, verkrampft in die Zukunft blickte und nun eine heitere Gelassenheit an den Tag legt. Da ist die Dame, die sich einfach fallen lassen kann in die liebevolle Betreuung und dies genießen kann. Da ist der Herr, der mit seiner Krankheit haderte und sie nun als Teil seiner selbst annehmen kann.
Hier erleben die Kranken Momente der Stille und Besinnung, die es ihnen ermöglichen, ihre Sorgen und Ängste hinter sich zu lassen. Keiner von ihnen kommt gesund aus Lourdes zurück - doch alle erfahren sie Heilung an Leib und Seele. Sie können ihren Akku aufladen, kehren mit neuem Lebensmut in den Alltag zurück und können von dieser Kraft, die sie in Lourdes tanken, das ganze Jahr zehren.
Seit vielen Jahren darf ich jeweils mit einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern unserer Schule den Krankenpilgerzug der Malteser aus dem Bistum Essen begleiten. Es ist für mich immer wieder berührend zu sehen, wie die Jugendlichen, die Kranken und das Malteserteam in den Tagen der Wallfahrt zusammenwachsen und gemeinsam durch den Tag gehen - Jung und Alt, Gesund und Krank - und wie sie einander bereichern und voneinander lernen. Lourdes ist somit ein Ort, an dem Nächstenliebe gelebt und der Glaube geteilt wird - eine ganz tiefe Erfahrung für die alle Beteiligten!
Lourdes lehrt uns, dass wahre Stärke nicht im Überwinden von Krankheiten liegt, sondern im Annehmen unserer Verletzlichkeit und im Glauben daran, dass Gott unser Leben heil machen kann - wenn auch nicht immer so, wie wir es erwarten und erhoffen.
Ich bin dankbar, dass ich Jahr für Jahr Zeuge davon sein kann. Lourdes lässt einen nicht mehr los.