Ordensgemeinschaften in Deutschland

Heiligkeit und Heiterkeit

Zu den kunsthistorischen Highligts meiner neuen Heimatstadt Magdeburg gehört das Paradiesportal des (heute evangelischen) Domes mit den Figuren der Klugen und Törichten Jungfrauen. Der Magdeburger Dom, Kaiser Otto I. und seine erste Frau Editha sind hier begraben, ist der erste gotische Dom auf deutschem Boden und wurde ca. 1250 eingeweiht.

Seit dieser Zeit machen die 10 jungen Mädchen aus Stein allen, die die Kirche betreten, darauf aufmerksam, dass Wachsamkeit lebenswichtig ist und Vergesslichkeit weitreichende negative Folgen haben kann.

Den Törichten Jungfrauen stehen Trauer, Schmerz und Verzweiflung deutlich ins Gesicht geschrieben, weil sie nun erkennen müssen, dass ihre Mühe um das Öl zu spät kam. Die Klugen Jungfrauen dagegen strahlen von Freude. Ihre ganze Haltung drückt den Jubel aus, weil sie bei der Hochzeit dabei sein dürfen. Jeder, der sie anschaut, wird zu der Frage angeregt, was wohl der Anlass zu solch gegensätzlicher Gemütsverfassung sein könnte.

Die Darstellung der Klugen und Törichten Jungfrauen hier und anderswo in und an Kirchen gefällt mir deshalb, weil bei ihnen Heiligkeit und Heiterkeit zusammen auftritt und das ist leider nicht oft so. Viele Heiligen in Kirchenfenstern, auf Sockeln und an Säulen haben zwar einen Heiligenschein, regen durch ihren eher traurigen Gesichtsausdruck aber leider wenig dazu an, nach Heiligkeit zu streben. Wenn aber die Freude, wie Papst Franziskus öfter betont, schon hier auf Erden ein Zeichen der Nähe Gottes ist, wieviel mehr dann bei denen, die schon in der Fülle des Lebens zu Hause sind.

Alle Kunst will Wahrheit aufzeigen und sie sagt immer auch etwa aus über die Wahrheit des Künstlers. Da beide Wahrheiten vielschichtig sind, darf ihr künstlerischer Ausdruck unterschiedlich sein. Der Schmerz über das Dunkle und Leidvolle hat dabei ebenso seine Berechtigung wie die Freude an der Schönheit und der Jubel über das Gelungene und Gute. Doch inmitten unserer Welt, die mehr denn je dazu neigt, über Fehler, Mängel und Versagen zu reden, sollten wir - mit unseren Mitteln und Möglichkeiten - alle „Kunst“ darauf verwenden, die Freude des Evangeliums, die das „Angeld“ der verheißenen Freude in Fülle ist, sichtbar und erfahrbar zu machen. Wir werden dabei kaum Kunstwerke wie am Magdeburger Paradiesportal hervorbringen, ein frohes Wort und ein fröhliches Gesicht können ebenso wirkungsvoll sein.

Über die Autorin

Sr. M. Dominika ist Provinzoberin der Schwestern von der hl. Elisabeth der Provinz Deutschland.

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