Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kolumne: Der Gang über das Seil

Bei der Mitgliederversammlung der deutschen Ordensobernkonferenz sieht man viele graue Köpfe (inklusive den eigenen im Spiegel natürlich). Man hört auch häufiger als einem lieb ist das leidige Wort „noch“ – Wir haben da und dort noch eine Kommunität, wir haben noch zwei eigene Werke, wir haben noch so und so viele Schwestern oder Brüder….

Man sollte also meinen, dass es sich dabei um eine recht trübsinnige Versammlung handelt. Das ist aber gar nicht der Fall. Es wird oft gelacht, viel und angeregt miteinander gesprochen, es werden mit Freude und Interesse Neuigkeiten ausgetauscht und mögliche Entwicklungen skizziert.

Wenn ich an diesen bemerkenswerten Kontrast denke, fällt mir das Bild vom Gang über das Seil ein – und nicht bloß Gang, das Ganze hat geradezu etwas Tänzerisches. Es ist nämlich nicht mehr möglich, sich mit Seil oder Stange abzusichern, da kaum jemand von uns noch einen Plan B in Reserve hat, wenn mit Ordensmitgliedern, Gemeinschaften, Finanzen und Werken etwas passiert.

Ein solcher Weg verwandelt die, die ihn gehen. Auch in eher ängstlichen Menschen weckt er paradoxerweise Mut und Vertrauen. Es gibt schließlich keine Wahl. Die einzige Lösung besteht darin, voran zu gehen, bei aller objektiven Unsicherheit mit Glauben und einer Hoffnung gegen alle Hoffnung. Sie trägt, gerade weil sie menschlich gesehen eigentlich nicht tragen kann und somit nur in Gott wurzelt.

Übersicht aller wöchentlichen Kolumnen 

Über die Autorin

Sr. Angela Corsten rscj ist Provinzleiterin der Zentraleuropäischen Provinz von den Sacré Coeur Schwestern. Ab dem 27.06. beginnt die neue Provinz Zentraleuropa und die Inseln (CEI).

Hier geht es zur internationalen Website der Sacré Coeur Schwestern.