Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kolumne: Die Knoten platzen lassen

Manchmal muss erst ein Knoten platzen, dass etwas zum Blühen kommen kann.

In unserem Klosterberggarten, der sich zwischen unserem Mutterhaus und der Kaufbeurer Stadtmauer über einen steilen Hang hin erstreckt, stehen die Päonien gerade in voller Blüte. Viele Menschen kommen wegen dieser Blütenpracht in unseren Garten und verweilen zwischen den von üppigen Farben bemalten und von sattem Grün durchzogenen Sträuchern. Von Weitem ist das bunte Blumenmeer zu sehen. Der Duft ist beinahe betörend und kündigt schon den nahen Sommer an.

Beim genauen Betrachten einer Knospe dieser wunderbaren Pfingstrosen komme ich ins überlegen. Am Beginn sind die Knospen nur harte, grüne Kugeln, weit entfernt von der sich später entwickelnden Pracht. Verschlossen und unscheinbar, doch bereits prall gefüllt mit dem sich durchbrechen-wollendem Leben. Zeit, Sonne und Schöpferkraft lassen die Knospe platzen und es entfaltet sich die Blüte mit großer Kraft. Fast schmerzt es mich, den Riss in der Knospe zu sehen und doch, platzt die Knospe nicht auf, kann sich die Blüte nicht entfalten. Und es zeigen sich weder die Farben, noch der wunderbare Duft.

Ich erlebe mich manchmal auch hart, verschlossen, abgekapselt. Noch nicht blühend. Und mir fällt auf, dass das Wort Pfingstrose auf das heutige Fest deutet. Sicher, der Name Pfingstrose verweist lediglich auf die Zeit der Blüte, doch zeigt es mir auch etwas über die Wirkung, die der Heilige Geist auf mich und mein Leben hat, wenn ich Ihn nur lasse.

Sind es nicht manchmal die Knöpfe, oder Knoten in meinem Leben, die sich erst lösen müssen, bevor etwas in mir zur Blüte kommen kann? Muss nicht erst manches Kuddelmuddel im Miteinander ausgeräumt werden um miteinander und aneinander zu wachsen?

Eine Kraft, die Knoten platzen lässt und dem Leben beim Entfalten hilft ist der Heilige Geist. So sind das verknotete und verhärtete in meinem Leben vielleicht nicht die Fehlstellen, sondern die Knospen, die mir helfen, wenn sie Aufbrechen, das in mir angelegte Leben zur Entfaltung zu bringen.

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Über die Autorin

Sr. Johanna Maria Höldrich OSF ist Oberin der Franziskanerinnen des Crescentiaklosters in Kaufbeuren.

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