Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kolumne: „Die Welt steht in Flammen“

„Die Welt steht in Flammen“, sagte die heilige Teresa von Ávila vor fast 500 Jahren – und ihre Worte klingen heute aktueller denn je. Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, politische Spannungen, wachsende soziale Ungleichheiten, ökologische Katastrophen, die Klimakrise, Migrationsbewegungen, digitale Unsicherheiten und die Debatte um künstliche Intelligenz – all das nährt Angst, Polarisierung und Orientierungslosigkeit. Auch in Europa und in Deutschland erleben wir Unruhe, Unsicherheit und die tiefe Suche nach Halt.

Als Teresa diese Worte sprach, dachte sie an die vielen Seelen, die ihrer Meinung nach durch die protestantische Reformation verloren gingen. Doch dieser Satz lässt sich ebenso gut auf unsere heutige Zeit anwenden, wenn wir die Nöte und Bedrängnisse sehen, denen unsere Welt ausgesetzt ist. Doch Teresa sprach diese Worte nicht aus Verzweiflung – sondern als Ruf zur Verantwortung. Ihr Blick war geprägt von einem brennenden Wunsch: „Jetzt ist nicht die Zeit, mit Gott Geschäfte zu machen, sondern Ihm zu dienen.“

Wenn die Welt brennt, dürfen wir nicht untätig bleiben. Unsere Antwort darf nicht Flucht sein, sondern Glaube. Nicht Resignation, sondern Hoffnung. Nicht Gleichgültigkeit, sondern gelebte Nächstenliebe und tätige Solidarität. Die tiefste Krise, die Teresas Worte heute widerspiegeln, ist die Krise des Herzens und des Gewissens in einer Welt, die gespalten, überreizt und entwurzelt ist.

Ihre Antwort ist zeitlos: eine Rückkehr zur Innerlichkeit, zur Treue im Kleinen und zum mutigen Leben aus dem Glauben – gerade dann, wenn die Welt in Flammen steht. Teresa erinnert uns daran, dass wahre Erneuerung nicht in Strategien oder Schlagzeilen beginnt, sondern in Herzen, die sich von Gott berühren lassen – und die bereit sind, sich senden zu lassen.

Heute braucht es Menschen, die brennen, ohne zu verbrennen – Menschen, die beten und handeln, die inmitten von Krieg und Unsicherheit Frieden stiften, die im Lärm der digitalen Welt die Stimme der Wahrheit nicht verlieren, die in einer ausbeuterischen Wirtschaft Gerechtigkeit leben und die in einer erschöpften Schöpfung Verantwortung übernehmen. So können wir – mitten in den Flammen unserer Zeit – zu Fackeln des Friedens, der Hoffnung und der Liebe werden.

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Über den Autor

P. Dr. Raoul Kiyangi OCD ist Provinzial der Deutschen Provinz des Teresianischen Karmel.

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