Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kolumne: Gute Botschaften

Vor einigen Jahren habe ich in meinem Urlaub auf dem Jakobsweg ein Graffiti fotografiert.

Die Botschaft hatte es mir angetan: „Dieu, c’ect l’amour.“ So einen Satz hatte ich noch nie als Graffiti gelesen. Da wir entlang unseres Mutterhauses eine ca. 80 Meter lange Mauer haben, wurden auch dort immer wieder Graffitis gesprüht, meist in der Nacht, wenn die Verursacher nicht gesehen wurden. Dort standen dann aber andere Sätze, die zumeist andere Menschen verunglimpften oder Hass- und Hetzbotschaften enthielten. „Gott ist die Liebe.“ Diesen Satz in einem Graffiti zu lesen, hat meine Sicht auf die Graffitikunst grundsätzlich geändert.

Seit August 2018 ist unsere Klostermauer mit Graffitis besprüht, die von vielen unterschiedlichen Künstlern gestaltet wurden. Eingerahmt von modernen Interpretationen zu den geistlichen und leiblichen Werken der Barmherzigkeit, stehen am Anfang und am Ende der Mauer überlieferte Worte des hl. Vincenz von Paul unseres Ordenspatrons, dessen Fest wir am Ende dieser Woche feiern.

Am Beginn der Mauer können alle Menschen, die daran vorbeikommen, eine Grundüberzeugung des hl. Vincenz lesen: „Die Liebe ist unendlich erfinderisch.“ Ein anderer Graffitikünstler hat am Ende der Mauer dann ein Wort des Heiligen gestaltet, wie sich die Liebe verwirklichen lässt: „Liebe sei Tat“ lautet die Botschaft. Beide Botschaften werden jeden Tag von vielen Menschen gelesen, die an unserem Mutterhaus vorübergehen oder fahren.

Seit die Mauer mit den Graffitis besprüht ist, ist dort auch kein Platz mehr für Hass- oder Hetzbotschaften. Zwischen den Graffitis am Beginn und am Ende der Mauer haben wir ca. 50 Meter unserer Mauer jungen Menschen zur Verfügung gestellt, die die Graffitikunst für sich ausprobieren wollen. Bedingungen dafür sind: dass sie sich dafür bei der entsprechenden Stelle der Stadt anmelden, dass sie bei Tageslicht sprühen und dass ihre Graffitis keinen Hass- oder Hetze und keine negativen Botschaften enthalten.

Inzwischen ist unsere Klostermauer auch Teil einer Stadtführung geworden, die sich gezielt der Graffitikunst in der Paderborner Innenstadt widmet.

Ich weiß nicht, was die Menschen, die an unserer Klostermauer vorbeikommen bewegt oder was sie darüber denken, wenn sie die Worte des hl. Vincenz lesen. Aber ich hoffe, dass es viele berührt und sie darüber ins Nachdenken geraten, so wie es mich bewegt und auch zum Handeln gebracht hat, als ich das Graffiti auf dem Jakobsweg gesehen habe: „Dieu, c’est l’amour.“ Eine bessere Botschaft kann es nicht geben.

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Über die Autorin

Sr. M. Katharina Mock ist Generaloberin der Vinzentinerinnen.

Hier geht es zur Website der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzen von Paul in Paderborn.