Kolumne: Kern des Glaubens
Vom Gründer des Malteserordens, dem seligen Gerhard, ist exakt nur ein Satz überliefert:
„Unsere Bruderschaft wird unvergänglich sein, weil sie im Elend dieser Welt wurzelt und weil, so Gott will, es immer Menschen geben wird, die dieses Elend lindern, es erträglicher machen wollen“.
Eine ziemlich vollmundige Aussage, sie werde unvergänglich sein. Wir verstehen heute, sicher ganz im Sinne unseres Ordensgründers, konkret nicht weil, sondern wenn sie im Elend dieser Welt wurzelt. Anders als viele ideologische Weltverbesserer unserer Zeit, ist der selige Gerhard nicht davon ausgegangen, dass dieses Elend gänzlich wird beseitigt werden können. Aber in dem vom Elend Betroffenen begegnet uns Jesus Christus selbst (vgl. Mt 25) und in dem Bewusstsein kommt Gerhard zu dieser gewagten Aussage.
Tatsächlich ist es im Blick auf die Geschichte erstaunlich, dass der von ihm gegründete Orden nach wie vor existiert, mutierte er doch oft genug zu einem Ritterorden, der seinen Kern im Militärischen suchte. Diese Entwicklung führte regelmäßig zum Niedergang und nur die Fokussierung auf das ursprüngliche Charisma wurde die Basis für einen Neuanfang. So sind wir auch heute gefordert, uns zu fragen, inwieweit wir wirklich noch im Elend dieser Welt wurzeln oder uns im Renommee unserer Geschichte sonnen. Wir müssen feststellen, wie groß die Versuchung ist, nicht das Elend dieser Welt, sondern was dieser Welt heute wichtig erscheint, für wesentlich zu erachten. Alles was sich als gut und wertvoll gezeigt hat in dieser Entwicklung, war im Nachhinein gesehen nie einem eigenen strategischen Entwurf geschuldet, sondern Aufgaben, die uns Gott vor die Füße gelegt hat.
Eine besondere Hilfe ist uns dabei immer die Gottesmutter gewesen. Sie hat dazu geführt, dass in den letzten 70 Jahren die Begleitung von kranken und behinderten Menschen auf der Pilgerfahrt nach Lourdes zu einer wesentlichen Aufgabe für die Ordensmitglieder wurde. Wenn im Kreis des Ordens heute über den Glauben gesprochen wird, staunt man, dass bei der Mehrzahl der Zeugnisse die Wallfahrten nach Lourdes konstitutiv für den je eigenen Glauben sind.