Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kolumne: Mut zum Widerstand!

Wir erleben derzeit weltweit eine menschenverachtende Politik, die sich gottgleiche Macht anmaßt. Die Bibel entlarvt solches Gebaren als reinen Götzendienst. Nichts und niemand ist solchen Machthabern heilig. Wer dagegen Gott als Schöpfer des Lebens anerkennt, relativiert die eigene Wichtigkeit. Denn dies schließt den Glauben ein, dass alle Menschen Gottes Ebenbilder sind.


Ein Grundprinzip im Judentum wie im Christentum ist, für ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen zwischen Reichen und Armen, Begüterten und Bedürftigen, Privilegierten und Unterdrückten. Barmherzigkeit, Mitgefühl, Fürsorge, Orientierung an den schwächsten Gliedern der Gesellschaft, Hilfe für Fremde und Heimatlose werden allerdings zunehmend zu Fremdworten in einer Gesellschaft, die von Spaltung und Hass gekennzeichnet ist. Die christliche Sozialethik lehrt die Sozialpflichtigkeit des Eigentums. Sie weitet den Horizont der Nächstenliebe ins Unbegrenzte: Der Aufruf zu helfen, zu leihen, zu teilen, zu schenken und zu lieben, macht nicht Halt an den Grenzen der eigenen Familie, Gruppe, Hautfarbe, Nation oder Religion.

Das fordert uns heraus. Es mutet uns zu, uns denen mutig entgegen zu stellen, die eine Zumutung sind für das Gemeinwohl, weil sie sich über alles und jeden erheben, sich wie Götter aufspielen und die ganze Welt einverleiben wollen. Prophetische Kritik darf niemals verstummen, wo Politik sich religiös überhöht oder Religion politisch instrumentalisiert wird. Wo Wahres zur Lüge erklärt und Lügen zur neuen Wahrheit hochstilisiert werden.

Das Christentum muss sich neu positionieren, auf welcher Seite es steht: Muss es politisch neutral bleiben und sich auf das Seelenheil Einzelner konzentrieren? Oder kann es als konstruktive Kraft die internationale und nationale, regionale und lokale Politik kritisch reflektieren und gleichzeitig einen eigenen Beitrag leisten, um das Gemeinwohl zu stärken? Aus einer Zumutung kann Mut wachsen. Und der ist heute nötiger denn je.

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Über die Autorin

Sr. Dr. Katharina Ganz OSF ist Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen.

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