Kolumne: Vereinigungsprozesse und Hochzeitsgefühle
Mit dem Heiraten kenne ich mich nun wirklich nicht aus. Dennoch hat mich in den vergangenen Wochen die Stelle von der Hochzeit in Kana (Joh 2,1-11) im Zusammenhang mit dem Vereinigungsprozess unserer beiden Ordenszweige tief beschäftigt.
Wie ist das mit einer solchen Heirat? Nicht nur zwei Menschen, auch zwei Familien finden zusammen. Irgendwie gehört man durch eine Hochzeit doch zusammen. Heute gehen wir in unserer Gesellschaft davon aus, dass eine Hochzeit aus Liebe stattfindet. Zur Zeit Jesu dürfte das anders gewesen sein: da haben die Familien die Heirat arrangiert. So oder so: man muss sich zusammenfinden, und das Fest ist der festlich-zeremonielle Moment einer Verbindung, sozusagen ein öffentlich besiegelter Vertrag.
Es wird schon eine ganze Wegstrecke von Kennenlernen, Gespräch und Verhandlung hinter den Betroffenen liegen, bis es zu diesem Fest kommt. Was aber gärt im Hintergrund weiter? Vorbehalte und Rivalitäten? Oder gar Ängste? Oder überwiegen doch die Hoffnungen? Vielleicht empfindet der eine oder andere Beteiligte sogar Genugtuung über einen gelungenen Deal?
Gerade wenn man sich auf das Drumherum einer Hochzeit einlässt, auf die Prozesse davor und den Alltag danach, bekommt das Handeln Jesu ein besonderes Gewicht. Wie peinlich, wenn der Wein ausgeht! Die Verbindung wird zum Gespött der Gesellschaft. Die ganze Zukunftsbasis des Brautpaares scheint instabil, ja fragwürdig. Eigentlich wollte Jesus sich da gar nicht einmischen. Es ist ja schließlich die private Angelegenheit der Heiratenden. Wie Er dann aber doch eingreift, überrascht alle: Er macht aus Wasser Wein. In Hülle und Fülle. Er bringt in der angespannten Situation die Freude zurück.
Welche Hoffnung und Motivation für Vereinigungs- und Veränderungsprozesse erwachsen aus dieser Bibelstelle! Der ganze Weg des Austauschs und Gesprächs, der mühsamen Verhandlungen und Planungen lohnt sich, auch wenn es beim Fest noch beinah in einem Desaster hätte enden können. Wenn Jesus dabei ist, geht es gut aus. Dann geschehen Wunder. Und am Ende schmeckt der neue Wein sogar besser als der alte. Was für eine Verheißung!