Kolumne: "Zukunft hat der Mensch des Friedens"
Weltweit lagen die Militärausgaben bei insgesamt 2,4 Billionen US-Dollar. So verlautet es im aktuellen Bericht des Stockholmer Instituts für internationale Friedensforschung. Als das Handelsblatt davon berichtete, begann am gleichen Abend in Erfurt der 103. Katholikentag unter dem Leitwort „Zukunft hat der Mensch des Friedens“.
Bruder Stephan Opperman aus dem Kloster Maria Laach schrieb dazu auf einem langen Tuch den Text von Psalm 37. Während des Gottesdienstes zu Fronleichnam lag es entrollt auf den Stufen vor dem Dom. Im Vortrag, in der Auslegung und im Blick auf das ausgebreitete Tuch konfrontierte uns der Psalm mit dem bleibenden Kampf zwischen den Aggressionen und der Friedenssehnsucht in uns Menschen.
Das Tuch, ein Werk geschrieben und bemalt in der klösterlichen Welt, wird sichtbar auf den Treppen einer säkularen Großstadt. Die Arbeit macht mir bewußt, wie es keinen Bereich gibt in der Welt, in dem wir nicht diese innere Zerrissenheit spüren. Sie fängt an mit den quälenden Spannungen im eigenen Herzen und endet in den gigantischen Rüstungsausgaben und in der zerstörerischen Grausamkeit der gegenwärtig geführten Kriege auf der Welt.
Psalm 37 - ein altes Gedicht in der hebräischen Bibel zeigt die uralte Sehnsucht von uns Menschen nach Frieden. So oft ohnmächtig, missachtet, verraten, unterdrückt, und doch soll ihr die Zukunft gehören. Das Tuch lag auf den Stufen des Domes. Es erinnert mich an die alte bleibend aktuelle Frage an den Toren des Tempels: „Wer darf weilen auf deinem heiligen Berg?“ (Psalm 15,1). Die Frage, die zur Antwort führt: „der seinem Freund nichts Böses antut“ (Psalm 15,3).
Der Friede und die Versöhnung haben Priorität, sie sind stärker – erst dann beginnt der Gottesdienst. An Fronleichnam erinnert das zeitgenössische gemalte Tuch an die alte Verheißung des Propheten Micha, wie in Zukunft die Schwerter zu Pflugscharen und die Lanzen zu Winzermesser werden, wie die tödlichen Waffen dann nur noch Güter des Lebens hervorbringen: Brot und Wein.