Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kraft-Punkte in Corona-Zeiten

„So alleine, Bruder Markus?“ Die Antwort: „Ich bin nicht allein. Ich bin immer zu zweit.“

Die Covid-19-Pandemie stellt die Menschen seit knapp einem Jahr vor Fragen, die in den Gewohnheiten der gut geübten und gewohnten Alltagsabläufen wenig oder gar nicht in den Blick kamen. Man konnte ihnen ausweichen und im „Es läuft ja“ gedankenleicht einfach vorwärts gehen, wie es eben alles in allem doch ganz passabel läuft. Aber jetzt ist … Pandemie-Zeit.

Mir sind in diesen Monaten drei Erinnerungen häufiger präsent geworden, die mir geholfen haben, die Situation gelassener anzugehen.

Da war der alte Mitbruder, der ruhig und allein im Garten vor sich hinschuffelte - so ein „Beppo Straßenkehrer“, wie er von Michael Ende beschrieben wurde. Der naseweise Novize lächelte ihm beim Vorbeigehen zu: „So alleine, Bruder Markus?“ Die Antwort: „Ich bin nicht allein. Ich bin immer zu zweit.“ Das saß. Es war mehr als viele Noviziats-Unterrichtsstunden.

Da war der Abt, der von der häufigen Frage nach dem benediktinischen Arbeits-Proprium erzählte. „Was tut ihr eigentlich Spezifisches? Was ist das besondere Arbeitsfeld eures Ordens?“ Dann schmunzelte er so tief aus sich heraus, dass man es fast hörte, und beschränkte sich auf zwei Worte: „Wir sind.“ Ein Senfkorn-Wort, aus dem ein großer Baum wachsen könnte, dass viele Vögel darin ihr Nest bauen können (vgl. Mt 13,31f).

Beide Erinnerungen verbinden sich mir mit der Mahnung der Würzburger Synode (1975): „Geistliche Gemeinschaften erfüllen ihren Auftrag nicht schon dort, wo sie diesen oder jenen konkreten Dienst leisten. Was sie den Menschen vor allem schulden, ist ein geistlicher Dienst. ...  Nur dort, wo die Gemeinschaften mehr sind als bloße Zweckverbände, können sie ein Ferment christlicher Menschlichkeit sein in einer Gesellschaft, die den Menschen immer einseitiger nach Leistung und Bedürfnissen beurteilt und verplant“[1].

In Kornelimünster wollten wir genau in diesen Tagen den 1200. Todestag des Klostergründers, Benedikt von Aniane (+ 12. Februar 821) mit einem größeren Programm begehen. Auch diese Kolumne wollte sich eigentlich diesem Festgedenken widmen. Die Corona-Pandemie änderte das Vorhaben. Sie lässt tiefer graben und die „Perle im Acker“ suchen (vgl. Mt 13,44-46).

Albert Altenähr / 2021-01-27

[1]     Würzburger Synode, Die Orden und andere geistliche Gemeinschaften. Auftrag und pastorale Dienste heute, 2.2.

Über den Autor

P. Albert Altenähr ist Mönch der Benediktinerabtei in Aachen-Kornelimünster.

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