Ordensgemeinschaften in Deutschland

Krisen und Seelsorge in der Pfarrei

In Zeiten der Krise und des Wandels entstehen alle Arten von verwirrenden Gefühlen, doch es entstehen gleichzeitig auch Kreativität, Solidarität, Reflexion.

Eine Krise wie die Corona-Pandemie stellt das Leben eines Menschen auf den Kopf. Das, worauf jemand selbstverständlich vertraute und woran er gewöhnt war, wird unerwartet zerstört. Die Coronakrise wirkt sich natürlich auch auf unsere Kirche aus und beeinflusst die pastorale Arbeit.

In Zeiten der Krise und des großen Wandels entstehen alle Arten von verwirrenden Gefühlen - Verleugnung, Angst, Unsicherheit. Doch entstehen gleichzeitig auch Kreativität, Solidarität mit anderen, neue Möglichkeiten der Reflexion. Es hilft nicht, diese verwirrenden Gefühle, sowohl bei uns selbst als auch bei unseren Gesprächspartnern zu ignorieren oder zu verurteilen. Sie sind einfach da und tauchen dann auf, wenn wir sie beiseite legen wollen. Da ist es besser, die Gefühle auch zu benennen.

Als Kirche meinen wir nicht, die Probleme der Menschen lösen zu können. Aber bewusst gemeinsam, als pastoral Mitarbeitende und Gemeindemitglieder durch die Krise und all ihre Verunsicherungen zu gehen, schafft einen heilsamen Raum, in dem Gottes Geist wirken kann.

Seelsorge ist gefragt, andere Formen von Begleitung und Verkündigung zu finden. So entwickelten sich im Lockdown neue und kreative Weisen des Gottesdienstes.

Einige Beispiele dafür sind:

  • Bei einem gemeinsamen Spaziergang – mit dem nötigen Abstand – im Gespräch sein
  • Ein Anruf oder eine Postkarte als Zeichen der Aufmerksamkeit.
  • Chat-Möglichkeiten nutzen, eine Kurznachricht oder ein Emoji senden um Kraft zu wünschen
  • Online-Feiern und Online-Katechese anzubieten als Formen der Verbindung, der Nähe und der Präsenz
  • Einen stillen Moment in einer Kirche oder Kapelle haben
  • Veröffentlichung eines Hirtenbriefes an die Gemeindemitglieder mit praktischen Informationen und / oder einer kleinen Ermutigung

... und einiges mehr. Die Technologie steht zu unseren Diensten, wenn auch nicht alle technologischen Möglichkeiten für jeden funktionieren.

Hinter all diesen neuen Formen verbirgt sich jedoch eine grundlegende Aufgabe der Kirche: Aufmerksamkeit schenken und aufeinander achten, präsent sein. Schließlich sind alle digitalen Formen des Kontakts nur ein Mittel, kein Zweck.

Wenn wir uns auf diesen Weg einlassen, merken wir vielleicht, dass Gottes Geist uns dabei führt und begleitet, und dass uns diese Krise hilft, in unserem Mensch-Sein zu wachsen.

Über den Autor

Thanh Ta ist Pfarrer im Erzbistum Utrecht, Niederlande, und Assoziertes Mitglied der Missionsärztlichen Schwestern.

Zur Homepage der Missionsärztlichen Schwestern