Ordensgemeinschaften in Deutschland

Unsere Mission

Bei der Frage nach "unserer" Mission hier und heute wird mir bewusst, wie wichtig es ist, immer neu in unserem konkreten Umfeld zu beginnen.

In einer Gemeinde, in der eine kleine internationale Gemeinschaft der Steyler tätig ist, erhielten Mitbrüder Drohanrufe und -mails, in denen sie beschimpft und zum „Abhauen“ aufgefordert wurden, da sie Ausländer sind und anders aussehen. Die Mitbrüder waren verunsichert und hatten Angst, aber zum Glück hat sich die Gemeinde mit sehr klaren Stellungnahmen hinter sie gestellt. Die Medien zeigen uns immer wieder, dass so etwas heute vielen geschieht: Menschen werden, weil sie anders aussehen oder sich anders verhalten von anderen Menschen beschimpft, diskriminiert, usw.

Da kommt die neue Enzyklika von Papst Franziskus „Fratelli Tutti – über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft“ zur rechten Zeit. Das Thema ist mir nicht nur wegen der Erfahrungen der Mitbrüder in der Gemeinde ein Anliegen, sondern weil ich Mitglied einer interkulturellen missionarischen Ordensgemeinschaft bin. Bei der Frage nach „unserer“ Mission hier und heute wird mir bewusst, wie wichtig es ist, immer neu in unserem konkreten Umfeld zu beginnen. Einmal bleibt das Leben in interkulturellen Gemeinschaften eine Lernaufgabe; zum anderen leben wir ja nicht für uns selbst – wir sind als Missionare gesandt, Grenzen zu überschreiten hin zu Menschen in ihren ganz konkreten Alltagssituationen. Auch dann, wenn diese Menschen uns ablehnen.

Das braucht eine tiefe Motivation. „Die Liebe Christi, drängt uns“ (2 Kor 5,14). Verwurzelt in Seinem Wort, fühlen wir uns Seiner Mission verpflichtet. So, wie die Jünger Jesu ja damals nicht aufgebrochen sind, weil irgendein abstrakter Befehl an sie ergangen wäre, sondern weil sie die Nähe Jesu erlebt und seine Botschaft gehört haben. Weil sie miterleben durften, wie die in Jesus erfahrbare Liebe Gottes das Leben von Menschen verwandelt. In Fratelli Tutti befasst sich Papst Franziskus mit dem „barmherzigen Samariter“ (Lk 10,25-37) als Beispiel dieser Liebe. Ja, gelebte Liebe als Weg von Mission heute – angefangen in unserer Gemeinschaft und dann immer wieder mit denen, zu denen Er uns heute sendet. Da gibt es unendlich viele Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen an unser Ordensleben…

Über den Autor

Prof. P. Dr. Martin Üffing SVD ist Provinzial der Steyler Missionare und als Professor im Missionswissenschaftlichen Institut der Steyler Missionare in Sankt Augustin tätig.

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