Ordensgemeinschaften in Deutschland

Wie stell ich mir den Himmel vor?

In der im Jahr 764 gegründeten Benediktinerabtei Ottobeuren wird das Museum neu
gestaltet. In den Repräsentationsräumen der barocken Abte des 18. Jahrhunderts werden
religiöse Bildwerke und Kunstschätze aus früheren Jahrhunderten der Öffentlichkeit gezeigt.
Derzeit ist alles im Umbau. Lange beschäftigte die Verantwortlichen die Frage, was man
präsentieren wolle und auf welche Weise? Es hat sich über die Jahrhunderte hindurch doch
einiges angesammelt.
Die langjährigen Planungen haben mir einen Gedanken des Münchner Theologen Eugen
Biser (1918-2914) nähergebracht, wie wir uns wohl den Himmel vorstellen können?
Bestimmt nicht, so Biser, wie ein Kuriositätenkabinett der Geschichte. Was meint er damit?
Wenn Menschen sich den Himmel ausmalen, dann oft als unendliche Verlängerung des
irdischen Lebens. So wie ein Mensch stirbt, so lebt er dann auf ewig weiter. Das würde
heißen, das kleine Kind und der alte Greis, der Arme und der Reiche in ihrer
Menschenprägung, der Erfolgreiche und der Gedemutigte, sie und alle anderen Menschen
würden für immer so leben, wie sie auf Erden gestorben sind. Dann kann man sich
tatsächlich den Himmel wie ein Museum voller Kuriositäten der menschlichen Geschichte
vorstellen.
Aber so ist es nicht. Durch seine unendliche Liebestat hat Jesus Christus uns Menschen
erlöst. Er ist auferstanden von den Toten und heimgekehrt zu seinem Vater. Auch unser Tod
wird eine Heimkehr zu Gott sein, aber nicht als Verlängerung unserer irdischen
Vergangenheit, sondern in der Hoffnung auf unsere himmlische Vollendung. Unser
menschliches Leben ist auf seine Vollendung durch Gott angelegt.
Das kleine Kind und der alte Greis, der Erfolgreiche und der Gedemütigte, der Arme und der
Reiche und alle Menschen sind auf ihre Vollendung in Gott hin geschaffen. Der Himmel, das
ist unsere Vollendung in der Liebe Gottes. Was für ein Gedanke!, der Hoffnung weckt

Über den Autor

Johannes Schaber ist Abt der Benediktinerabtei Ottobeuren.

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