Ordensgemeinschaften in Deutschland

Zeugnis der Weltkirche

Wir leben innerhalb einer Gemeinschaft in unterschiedlichen kulturellen Realitäten und können uns offen darüber austauschen.

Der Tod von George Floyd im Mai 2020 hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Das Thema Rassismus war auf einmal, oder eher wieder einmal ein Thema, das unsere Gesellschaft zumindest zeitweilig beschäftigt und geprägt hat. Mich hat es stark betroffen gemacht. Sie müssen wissen – ich bin nicht weiß – zumindest nicht wie die Mehrheit der Europäer*innen. Schwarz bin ich auch nicht – irgendwie stehe ich dazwischen.

Ich wurde auf Timor geboren – einer kleinen indonesischen Insel. Seit 2011 lebe ich in Deutschland. Ich bin Ordensfrau. Seit meinem Eintritt bin ich mir bewusst, dass Internationalität ein wichtiger Bestandteil meines Ordenslebens ist. Bereits in Indonesien lernte ich viele Missionar*innen aus Europa kennen - ihre Traditionen und Mentalitäten waren für uns junge indonesische Schwestern allgegenwärtig. Die Europäer*innen brachten ihre Kultur in die vorherrschende ein und formten damit das einheimische Ordensleben.

In Deutschland erfahre ich, dass ich meine Kultur, insbesondere meine Essgewohnheiten, ebenfalls mitbringe – in meiner deutschen Kommunität essen wir Reis mit Chili und Fisch – ganz selbstverständlich, auch wenn ich die einzige Nicht-Europäerin bin. Doch ich nehme wahr, dass meine Landsleute oder andere in Deutschland lebende Menschen aus dem globalen Süden, nicht meine Erfahrungen des Angenommenseins teilen. Sie verbleiben in ihren eigenen Kulturkreisen, häufig am Rande der Gesellschaft. Oder sie müssen sich anpassen, bis hin zur kompletten Assimilation.

Auch in Ordensgemeinschaften gibt es Rassismus. Postkoloniale Strukturen haben unsere Kirche und das Ordensleben geprägt und werden auch heute noch reproduziert. Und trotzdem: Als Ordensleute sind wir privilegiert – wir leben innerhalb einer Gemeinschaft in unterschiedlichen kulturellen Realitäten und können uns offen darüber austauschen. Indem wir unsere Kulturen und Nationalitäten in unseren Gemeinschaften zunehmend vermischen, können wir Prophet*innen sein. Wir geben damit Zeugnis in einer Zeit der Globalisierung und sind ein Abbild der Weltkirche.

Portrait: SSpS
Über die Autorin

Sr. Imelda ist Erzieherin, Gestaltpädagogin und gehört zum in:spirit-Team der Steyler Missionsschwestern.

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