Ordensgemeinschaften in Deutschland

Klöster - Ziele von Pilgerrouten und Wallfahrten

Teil II der Sommerartikelreihe Anlaufpunkt Kloster - Wandern & Wege

In der Sommerzeit verlassen die Menschen die gewohnte Umgebung zuhause, gehen ins Freie, wandern oder auf Reisen. Es gilt, sich von den Strapazen des Alltags zu erholen, wieder Kraft zu tanken und dem Geist Freiraum zu geben, sich dem Unbekannten auszusetzen und der Kreativität freien Lauf zu lassen. Gerade Klöster bieten hier schöne und ganz unterschiedliche Anknüpfungspunkte: Ob als Ausgangspunkt, Ziel oder Rastort einer Pilgerwanderung, ob als Zentrum von Kultur und Geschichte. Auch Ordensleute selbst pilgerten seit je herselbst. Sie bewältigten weite Wege, gingen in die Ferne auf Mission und verließen ihr gewohntes Umfeld. In einer kleinen Reihe unter dem Thema „Anlaufpunkt Kloster - Wandern & Wege“ stellt orden.de einige Aspekte vor. In dieser Folge betrachten wir Klöster 

Jasna Gora

Einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der römisch-katholischen Kirche ist Jasna Góra in Tschenstochau (Czestochowa) - das wertvollste Nationalheiligtum Polens. Es handelt sich dabei um ein Paulinerkloster, welches nach dem Stammkloster St. Laurentius "auf dem hellen Berg" in Buda (Ungarn) der nach Polen kommenden Pauliner Jasna Góra (heller Berg) benannt wurde, da es ebenfalls auf einem knapp 300 Meter hohen Berg liegt. Berühmt ist das Kloster für das Gnadenbild der schwarzen Madonna von Tschenstochau, welches seit über 600 Jahren in Jasna Góra verehrt wird.

Die Geschichte des Paulinerklosters in Tschenstochau beginnt zwischen 1367 und 1372, als Prinz Ladislaus von Oppeln Paulinermönche aus Ungarn nach Polen rief, die sich 1382 auf dem Berg niederließen. Zu diesem Anlass erhielten die Mönche außerdem das „Wunderbild“ der Gottesmutter. Seit 1621 zu einer Festung ausgebaut, überstand das Kloster über die Zeit mehrere Belagerungen und Kämpfe an denen auch die Paulinermönche aktiv beteiligt waren, zum Beispiel 1655 eine monatelange Belagerung durch die Schweden. Dies machte die „Festung Mariens“ zu einem Symbol für die Einheit und Freiheit von Polen. 1717 wurde das Gnadenbild auf die polnische Nation gekrönt, was die schwarze Madonna zu einer Königin Polens erhob. Besondere Bedeutung erlangte das Kloster auch unter Papst Johannes Paul II., der es bei jedem Besuch seiner Heimat aufsuchte, und unter Papst Benedikt XVI., der Jasna Góra 2006 besuchte. Das Paulinerkloster ist weiterhin Tagungsort der polnischen Bischofskonferenz.

Zurzeit leben ca. 100 Patres und Brüder auf Jasna Góra, die jährlich mehrere Millionen Pilger und Besucher aus der ganzen Welt auf dem Berg empfangen. Sehenswert sind neben der Basilika und der Marienkapelle, wo das Gnadenbild aufbewahrt wird, die Bibliothek, der Rittersaal und die noch heute sichtbaren Festungsanlagen. Das Pilgerzentrum mit Unterkünften und Restaurants befindet sich im Westen der Klosteranlage.

Weitere Informationen befinden sich auf der Website von Jasna Góra. Die Pauliner in Deutschland


Priorat der Erzabtei Sankt Ottilien Monte Irago in Spanien

Kein direktes Pilgerziel, aber trotzdem einen Aufenthalt als Etappenziel auf dem Jakobsweg wert, ist das Kloster San Salvador Monte Irago im kleinen Ort Rabanal del Camino. Durch seine günstige Lage in der Provinz León am Jakobsweg kommen jährlich viele Pilger am Ort und Kloster vorbei. Das Kloster bietet eine kleine Gästeabteilung mit vier Zimmern an, in denen sie Pilger und Wanderer aufnehmen.

In den 1990ern von spanischen Benediktinern gegründet und 2001 von der Benediktiner Erzabtei St. Ottilien übernommen, blickt das Kloster San Salvador Monte Irago auf eine recht kurze Historie von gut 30 Jahren zurück. Trotzdem spielt das Kloster für den deutlich älteren Ort Rabanal del Camino eine bedeutende Rolle. Die Gottesdienste und Stundengebete werden in gesungener gregorianischer Liturgie in der romanischen Pfarrkirche aus dem frühen 12. Jahrhundert gefeiert. Ansonsten bietet das Kloster Raum für Stille und Besinnung wie zum Beispiel in den Gartenanlagen, bei geistlichen Gesprächen und dem gemeinsamen Essen mit der Klostergemeinschaft im Refektorium. Die Klostergemeinschaft besteht aktuell aus vier Mönchen aus verschiedenen Ländern.

Einen persönlichen Bericht von Sr. Ruth Schöneberger OSB über ihren mehrwöchigen Aufenthalt im Kloster San Salvador Monte Irago 2023 finden Sie hier in ihrer orden.de Kolumne. Weitere Informationen zum Kloster und zur Unterbringung von Pilgern gibt es auf der Homepage des Klosters San Salvador Monte Irago.


Abtei Marienstatt

Ein über 600 Jahre alter Wallfahrtsort befindet sich im Westerwald in der Zisterzienserabtei Marienstatt. Um das Jahr 1420 erlangten die Mönche ein Bild der Schmerzensmutter, der Pietà. Dieses befindet sich in der Gnadenkapelle, einem Anbau an die Abteikirche. Am Ende der Vesper begibt sich die Klostergemeinschaft dorthin um mit dem Gesang „Salve regina“ den Tag zu enden.

Gegründet wurde das Zisterzienserkloster 1212 in Nachfolge des Gründerklosters der Zisterzienser, der Abtei Cîteaux. Der Gründungslegende zufolge, begegnete die Gottesmutter Maria Abt Hermann – Abt vom Mutterkloster in Heisterbach - im Traum und wies auf eine Stelle mit blühendem Weißdornstrauch hin, wo er ein neues Kloster errichten solle. Auf diese Geschichte bezieht sich auch der Name des Klosters (Marienstatt = Stätte Mariens). Die Wallfahrtsbewegungen nahmen nach der Zulassung von Laien in die Klosterkirche zu und 1486 wurde der „Große Wallfahtstag“ am Oktavtag von Fronleichnam eingerichtet. Seit der Wiederbesiedlung nach der Säkularisation gehört das Kloster durch die Wiederbesiedlung durch die Abtei Wettingen-Mehrerau am Bodensee zur Mehrerauer Kongregation. Seit 1927 trägt die Abteikirche „Unserer Lieben Frau von Marienstatt“ den Ehrentitel einer basilica minor

Die Wallfahrt in der Abtei Marienstatt spielt bis heute eine wichtige Rolle. So kommen täglich Pilger, Gäste und Gruppen zum Kloster und suchen das Gnadenbild auf. Am großen Wallfahrtstag nehmen jährlich sogar 5.000 bis 6.000 Pilger teil. Vor ein paar Jahren wurde außerdem der Marienwanderweg errichtet, der die Abtei Marienstatt mit dem ehemaligen franziskanischen Kloster Marienthal verbindet. Wer Marienstatt erreicht, kann sich anschließend über die Klosterküche und das Brauhaus freuen oder in der Buch- und Kunsthandlung ein Souvenir erwerben.

Weitere Informationen finden sich auf der Homepage der Abtei Marienstatt.


Franziskanerkloster Bornhofen

Auch im Franziskanerkloster Bornhofen am Rhein befindet sich ein Gnadenbild der schmerzhaften Gottesmutter, es ist als wundertätig bekannt. Bereits sehr früh - mindestens seit dem 13. Jahrhundert – muss Bornhofen ein Wallfahrtsort gewesen sein, wie durch Quellen belegt wird. Damit ist Bornhofen einer der ältesten Marienwallfahrtsorte Deutschlands. Seit 1679 besteht das Kloster im Ort.

Halfen seit 1662 Franziskaner in der Seelsorge aus, handelt es sich bei dem Kloster Bornhofen ursprünglich um ein Kapuzinerkloster, welches 1679 gegründet wurde um den Strömen an Wallfahrern und Pilgern gerecht zu werden. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster aufgelöst und die Wallfahrt zu unterdrücken versucht. Dies klappte allerdings nicht besonders gut, denn weiterhin pilgerten viele Menschen nach Bornhofen und 1850 wurde das Kloster an die Redemptoristen übergeben, die sich um die Wallfahrt kümmern sollten. Diese konnten jedoch nur bis zu den Verboten von Ordensniederlassungen 1876 (Kirchenkampf unter Bismarck) bleiben. Seit 1890 ist das Kloster Bornhofen ein franziskanisches Kloster. Erst der Franziskanerprovinz Thuringia angehörig sind seit 1998 Franziskaner der Krakauer Provinz mit dem Kloster, der Seelsorge und den Wallfahrten betraut.

Nach wie vor pilgern jährlich viele tausend Menschen nach Bornhofen um das Marienbild zu besuchen. Besondere Bedeutung hat auch die Schiffswallfahrt, die jährlich zweimal stattfindet. In diesem Rahmen entstand 1842 auch das Bornhofer Wallfahrtslied.

Weitere Informationen befinden sich auf der sehr ausführlichen Website des Klosters Bornhofen.