Dem Wort Gottes persönlich begegnen
Die Philosophisch-Theologische Hochschule der Kapuziner in Münster veranstaltete Mitte Februar ein internationales Bibel-Symposium. Unter dem Titel „Eigenmächtig ausgelegt oder vom Geist getragen? Standortbestimmung Geistlicher Schriftauslegung“ war das Ziel des Symposiums eine Annäherung und Profilierung des Begriffs der geistlichen Bibelauslegung. Im Zentrum standen die Leitfragen „Wie kann die Bibel mir helfen, mein Leben besser zu verstehen?“ und „Auf welche Weise kann das Wort Gottes mich persönlich ansprechen?“ Teil nahmen etwa 70 Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Die Hl. Schrift ist im Lesen, Meditieren und Beten nicht Objekt, sondern Subjekt der Auslegung, das Wort Gottes selbst Person.
Sr. Justina C. Metzdorf OSB
Einen der Themenschwerpunkte bildete die Schriftauslegung in den verschiedenen Ordenstraditionen: Sr. Justina C. Metzdorf OSB aus der Benediktinerinnenabtei Mariendonk hob den hohen Rang des Vacare lectioni (stets Zeit für die Lesung zu haben) in der Benediktregel hervor. Die Hl. Schrift sei im Lesen, Meditieren und Beten nicht Objekt, sondern Subjekt der Auslegung, das Wort Gottes selbst Person. P. Paul Zahner OFM betonte das franziskanische Kennzeichen, die Bibel in die Praxis des Alltags hineinzunehmen: Der hl. Franziskus und die Minderbrüder wollten nichts anderes, als das Evangelium zu leben. Ein Höhepunkt franziskanisch-geistlicher Exegese bildeten die Schriften des hl. Bonaventura. Sr. Igna Kramp CJ stellte schließlich den Begriff der Contemplación bei Ignatius von Loyola sowie die späteren „geistlichen Schriftlesungen“ der Jesuiten vor. Die Jesuiten kennzeichne eine inkarnatorische Spiritualität, aber auch (wie die Franziskaner) ein starker Praxisbezug.
Die Beiträge des Symposiums sollen in einem Tagungsband veröffentlicht werden. Er bildet den Auftakt zu einer Publikationsreihe, die markante Beispiele Geistlicher Schriftauslegung aus der gesamten Geschichte des Christentums vorstellt.
(Mit Material von PTH Münster)