Der Vorstand der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) hat sich auf seiner Sitzung vom 25. Februar 2010 intensiv mit den Vorfällen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen durch Ordensangehörige befasst.
Mit großer Bestürzung nehmen wir die Meldungen auf, die uns in diesen Tagen erreichen. Sexuelle Übergriffe und Gewalt sind ein großes Unrecht, besonders wenn sie gegen Kinder und Jugendliche gerichtet sind. Opfer leiden jahrelang unter den Folgen. Wir sind über das Ausmaß derartiger Übergriffe in nicht wenigen Einrichtungen unserer Ordensgemeinschaften erschrocken. Das Vertrauen, das Kinder, Jugendliche und deren Eltern Ordensleuten entgegengebracht haben, wurde schändlich missbraucht. Missbrauch jeder Art widerspricht zutiefst dem hohen religiösen und moralischen Anspruch, dem wir Ordensleute uns verpflichten. Auch müssen wir feststellen, dass Ordensobere und Oberinnen nicht immer ihrer Verantwortung gerecht geworden sind.
Als Deutsche Ordensobernkonferenz bitten wir die Opfer um Entschuldigung. Sie verlangen von den betroffenen Ordensgemeinschaften zu Recht, dass sie alles ihnen Mögliche zur Aufklärung unternehmen. Auch wir als Dachverband der Ordensoberen und -oberinnen in Deutschland halten diese Forderung für unverzichtbar und unterstützen sie.
In Übereinstimmung mit den Deutschen Bischöfen haben die Orden bereits vor Jahren Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger verabschiedet. Sie sind für die Mitgliedsgemeinschaften der Deutschen Ordensobernkonferenz Richtschnur, um Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und Täter zur Verantwortung zu ziehen. Angesichts des Ausmaßes der Missbrauchsfälle werden wir jedoch prüfen, welche Änderungen in den Leitlinien notwendig sind. Dies tun wir gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz.
Wir setzen uns dafür ein, dass in unseren Mitgliedsgemeinschaften Maßnahmen zur Prävention weiter ausgebaut werden. Mit dem Bischof von Trier, Dr. Stephan Ackermann, dem zuständigen Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, werden wir eng zusammenarbeiten.
Wir verstehen, wenn bei vielen Menschen das Vertrauen gegenüber Vertretern unserer Gemeinschaften zutiefst erschüttert ist. Gleichzeitig bitten wir darum, den Blick nicht zu verschließen für die Arbeit vieler Ordensleute, die sich aufrichtig für das Wohl und die Entwicklung junger Menschen einsetzen. Wir sehen uns herausgefordert, bei aller guten Arbeit, die Ordensleute in Kirche und Gesellschaft leisten, selbstkritisch auf unser vielfältiges Wirken in Vergangenheit und Gegenwart zu schauen.
Für den Vorstand:
Schwester Aloisia Höing SMMP, 1. Vorsitzende
Abt Hermann-Josef Kugler O.Praem., 2. Vorsitzender