Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen
Am 26. Dezember begeht die katholische Kirche in Deutschland den Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen. Er ist Teil der Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“, mit der die deutschen Bischöfe verstärkt auf die Diskriminierung und Drangsalierung von Christen in verschiedenen Teilen der Welt aufmerksam machen wollen. Seit 2012 wird der „Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen“ am Festtag des heiligen Stephanus begangen. In diesem Jahr stehen insbesondere die Christen in Vietnam im Fokus, die immer wieder staatlichen Repressionen ausgesetzt sind.
In verschiedenen Teilen der Welt werden Kirchen, christliche Gemeinschaften und einzelne Gläubige bedrängt und verfolgt. In Ländern wie Vietnam, Pakistan oder China sind solche Repressionen Ausdruck einer systematischen Verletzung der Religionsfreiheit. In anderen Ländern werden Gläubige aufgrund ihres Einsatzes für Gerechtigkeit und Frieden bedroht, diskriminiert und manches Mal sogar ermordet.
Diese Diskriminierungen betreffen auch Ordensleute. Die äthiopische Polizei hält noch immer (Stand 22.12.2021) 14 Ordensleute und Mitarbeiter der Salesianer Don Boscos in Haft während weitere sieben Salesianer nach einigen Tagen gegen Kaution freigelassen wurden. Regierungssoldaten hatten bei der Durchsuchung des von Salesianern geführten Schulzentrums für benachteiligte Kinder 17 Mitglieder und Angestellte, darunter den Provinzial, ohne Angabe von Gründen festgenommen. Auch in anderen Ordenshäusern soll es laut Mussie Zerai, dem Leiter der Hilfsorganisation „Habeisha“, Razzien und Durchsuchungen gegeben haben. Die Informations-Website „Africa ExPress“ berichtete über die Unterbrechung eines orthodoxen Gottesdienstes in Addis Abeba durch die Polizei. Sie habe danach Priester und Mönche, die aus der Region Tigray stammen, in einem Transporter weggebracht.
Am 30. November wurde in Tigray selbst eine Schwester der Ursulinen von Gandino verhaftet. Die achtundvierzigjährige Sr. Abrehet Teserma ist Erzieherin im Kindergarten in Shola, Addis Abeba, einem von zwei Kindergärten, die dem Orden in der äthiopischen Hauptstadt gehören. „Wir hatten auch erst kürzlich mit ihr gesprochen“, so Sr. Raffaella Pedrini, Generaloberin der Ursulinen von Gandino, „und ahnten nichts von einer drohenden Gefahr, wir konnten uns nicht vorstellen, dass es zu einer Verhaftung kommen würde". Mit ihr zusammen wurden fünf Schwestern der Kongregation der Töchter der Nächstenliebe des Heiligen Vinzenz von Paul und zwei Diakone von der äthiopischen Polizei in Gewahrsam genommen.
In einem internationalen medialen Fokus steht derzeit China, nicht zuletzt wegen seines Umgangs mit Menschenrechten und seiner Religionspolitik. Ein evangelisches Pastorenpaar wurde wegen „illegaler religiöser Aktivitäten" (wohl Bibelteilen) unter Hausarrest gestellt, die Haustür mit einer Kette verriegelt. Minderjährige dürfen in China keine religiösen Stätten betreten, Parteimitgliedern ist die Ausübung ihrer Religion untersagt, an nicht-religiösen Stätten wie z.B. Schulen dürfen keine religiösen Aktivitäten stattfinden.
Es existiert definitiv eine begrenzte Glaubensfreiheit, wenn auch mit "chinesischen Charakteristika".
P. Martin Welling SVD, Direktor des China-Zentrums
P. Martin Welling SVD, der Direktor des China-Zentrums in Sankt Augustin, schreibt in seinem diesjährigen Weihnachtsbrief, dass manche Stimmen auf positive Elemente in der Entwicklung der letzten Jahre hinwiesen. Abgesehen von Einzelfällen bei einzelnen Religionen verbiete China heute nicht die Glaubensfreiheit von Erwachsenen. „Es existiert definitiv eine begrenzte Glaubensfreiheit“, so P. Martin, „wenn auch mit ‚chinesischen Charakteristika‘. Aber z.B. das Thema der Millionen unterdrückten Uiguren (manche Journalisten und etliche Regierungen sprechen offen von ‚Völkermord‘) als ‚Einzelfälle bei einzelnen Religionen‘ abzutun, ist dann doch etwas gewagt.“
In Mali ist indes Sr. Gloria Cecilia Narváez nach mehr als viereinhalb Jahren aus der Geiselhaft befreit worden. Die Kolumbianerin war am 7. Januar 2017 in Karangasso im Süden des Landes verschleppt worden. Dort hatte die Franziskanerin zuvor sechs Jahre lang gearbeitet. Sie wurde gemeinsam mit dem bereits vor einigen Monaten befreiten italienischen Missionar Pierluigi Maccalli und dem ebenfalls befreiten Italiener Nicola Chiacchio, sowie einigen weiteren westlichen Geiseln, gefangen gehalten.
Der Krieg der Junta in Mayanmar gegen die Bevölkerung und gegen katholische Gotteshäuser verschärft sich. Im Shan-Staat beschoss das Militär ein Nonnenkloster und eine Kirche, wie der asiatische Pressedienst Ucanews (10. November) berichtet. Sie habe gerade gebetet, als der Artilleriebeschuss begann, so die Oberin des Klosters vom Orden der „Sisters of Reparation in the Jeroblo“.
Am 10. Oktober wurden katholische Ordensfrauen und rund 50 Gläubige im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh von hinduistischen Extremisten angegriffen. Die Angreifer brachten sieben christliche Gläubige gewaltsam zur nahe gelegenen Polizeistation, wo sie die Nacht in Gewahrsam verbrachten. Der Priester und Menschenrechtsaktivist Anand Mathew berichtet dazu gegenüber Fides News, dass "diese Angriffe auf Vorwänden beruhen, um Christen zu schikanieren“.
Direkt nach Weihnachten, dem Geburtsfest Jesu, gedenkt die Kirche des heiligen Stephanus, der um das Jahr 40 wegen seines Glaubens zu Tode gesteinigt wurde, als erstem christlichen Märtyrer. Sein Festtag ist Anlass, für all jene Christinnen und Christen zu beten, die gegenwärtig aufgrund ihres Glaubens unter Verfolgung und Bedrängung leiden.
(Mit Material von KNA, dbk.de, Vatikan News, WELT.de, Fides News, Tagespost und katholisch.de)