Ordensgemeinschaften in Deutschland

Ordensleute im Ausland: "Die himmlische Welt Gottes sichtbar machen"

Die Missionarin Sr. Hildegard Dankl initiiert einen Ikonenmalkurs in der Ukraine

Schwester Hildegard Dankl ist seit 2001 als deutsche Missionarin in der Ukraine tätig. Gemeinsam mit den ukrainischen Mitschwestern ihrer Gemeinschaft hat die Missionsschwester vom Heiligsten Erlöser einen Ikonenmalkurs in einem Rehabilitationszentrum für entlassene Strafgefangene organisiert. Er wurde im Rahmen der Projektförderung für Missionskräfte von der Deutschen Ordensobernkonferenz unterstützt.

Ikonen kommt in den Ostkirchen eine besondere Bedeutung zu. In diesen kunstvoll gestalteten, zweidimensionalen Heiligendarstellungen wird nach der Überzeugung ostkirchlicher Christen ein Einblick in die sonst verborgene und unsichtbare „himmlische Welt Gottes“ möglich. Sie zu betrachten oder gar zu „schreiben“ - also anzufertigen - ist eine zutiefst geistliche Erfahrung. In der Ukraine interessieren sich insbesondere junge Menschen immer häufiger für diese jahrhundertealte Tradition und entdecken sie neu.

Auch in einem Rehabilitationszentrum für aus dem Gefängnis entlassene Frauen in Ljubetsch an der weißrussischen Grenze spürten Sr. Hildegard und ihre ukrainischen Mitschwestern dieses Interesse am Ikonenschreiben – und entschlossen sich, dort einen Ikonenmalkurs zu organisieren. Insgesamt 18 Teilnehmer, darunter auch viele Interessierte aus der ganzen Ukraine nahmen am zehntägigen Kurs teil, der von einem jungen Ikonenschreiber und einer ukrainischen Ordensschwester geleitet wurde.

Die Tage waren geprägt von der intensiven Arbeit an den Ikonen: Sechs Stunden verbrachten die Teilnehmer mit der Theologie der Ikonen, der Konzeptionierung, dem Erlernen der Techniken und dem Schreiben der Ikonen. Durch zahlreiche Gebetszeiten und geistliche Impulse, aber auch durch die gemeinsame Freizeit und die Mahlzeiten und Ausflüge entstand eine enge Gemeinschaft. „Es war ganz im Sinne des Ikonenschreibens“, berichtet Sr. Hildegard, „denn eine Ikone gehört theologisch in einen Kirchenkontext hinein, und es entstand tatsächlich in ein paar Tagen eine ‘kleine Kirche‘, die ihren Glauben im Gebet und in der schrittweise entstehenden Christusikone ausdrückte.“ Ein besonderer Moment war daher auch die abschließende Segnung der Ikonen in der ukrainisch-katholischen Göttlichen Liturgie.

 „In dieser Schule entstanden gute Kontakte zwischen den Christen aus verschiedenen Regionen der Ukraine, die auch heute noch gepflegt werden.“, zieht die Missionarin ihr Fazit. „Und es ist einfach schön, wenn die Ikone, die zu unserer Kirchentradition unentbehrlich gehört, so viele Interessenten um sich herum sammelt, die dadurch ihre Gottesbeziehung vertiefen und geistlich gestärkt werden.“

Der Kurs soll auf Initiative der Schwestern demnächst erneut stattfinden.