Urlaubszeit - das heißt, dem Stress des Alltags für eine Weile entfliehen und zur Besinnung kommen. Wer nicht nur etwas Bewegung und die sommerliche Landschaft genießen möchte, kann sich in dieser Zeit auch auf den Weg machen, spirituelle Erfahrungen zu sammeln - sei es auf einfachen Wanderungen oder als Pilger. Klöster können dabei die "Orte am Weg" sein. Viele Wanderwege führen an sehenswerten Klöstern vorbei, oder haben sie zum Ziel. Ob als Pilger auf dem Weg zu einem Wallfahrtsort oder als Tourist vorbei an kulturellen und architektonischen Sehenswürdigkeiten und besonderen Städten - solche Wege, die Europa wie ein großes Netz durchziehen, sprechen viele Menschen an. In einer kleinen Reihe „Wandern und Klöster“ beschreiten wir einige dieser Wege. Ihnen allen ist eines gemeinsam: Klöster sind Rastorte zur Erholung für Leib und Seele oder Anlaufpunkt, Ziel des Weges.
Auf den Spuren der großen Heiligen und Ordensgründer
Der Jakobsweg
Inbegriff des geistlichen Wanderns und Pilgerns ist der Jakobsweg. Ob von Deutschland, Belgien, Polen oder der Schweiz aus, stets führen die Wege Richtung Santiago de Compostela, wo das Grab des Heiligen Jakobus liegt. Rund 280 km lang ist etwa die Teilstrecke des Jakobswegs in Deutschland von Köln oder Bonn durch die Eifel und das Sauertal über Trier nach Schengen in Luxemburg. Eine mögliche Route dieser Pilgerstrecke ist die zwei- bis dreitägige Tour von Rheinbach nach Blankenheim.
Der Weg bietet neben der schönen Landschaft einiges an kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten. Die Strecke beträgt etwa 50 Kilometer: Von Rheinbach aus geht es zunächst über Kreuzweingarten mit zahlreichen Funden aus der Kelten- und Römerzeit. Auf dem Weg findet sich das Kloster und Bildungshaus Maria Rast zwischen Kreuzweingarten und Antweiler bei Euskirchen - ein Ort der Erholung auch für Jakobspilger. Die dortige Bildungsstätte wird von der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern geführt.
Von Kreuzweingarten aus geht es weiter nach Bad Münstereifel. Mit seinen Fachwerkhäusern, Kirchen und der fast vollständig erhaltenen und restaurierten Stadtmauer ist Bad Münstereifel ein mittelalterliches Kleinod und eine bedeutende Pilgerstation. In der romanischen ‚Stiftskirche’ findet sich ein aus dem 15. Jahrhundert stammendes Jakobusfresko. Durch das Genfbachtal geht es dann weiter nach Blankenheim. Auch in diesem Ort, in dem die Ahr entspringt, verweist in der Kirche ‚Mariä Himmelfahrt’ eine Jakobusfigur aus dem 16. Jahrhundert auf den Jakobsweg.
Wer in Süddeutschland auf dem Jakobsweg unterwegs ist, den führt er von der bayerischen Landeshauptstadt München aus durch das Allgäu mit unzähligen Kirchen und Klöstern im sogenannten Pfaffenwinkel bis nach Bregenz am Bodensee. Ca. 290 km ist der Münchner Jakobsweg lang. Vorbei am Starnberger See und am Ammersee macht dieser Weg Halt bei den Benediktinern im Kloster Andechs. Auf dem "Heiligen Berg" über dem Ostufer des Ammersees gelegen, ist dieser älteste Wallfahrtsort Bayerns seit 1850 Wirtschaftsgut der Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München.
Informationen zum Jakobsweg in Deutschland finden sich unter www.jakobus-wege.de.
Weg des Ignatius von Loyola in Spanien
Im Jahre 1522 pilgerte Ignatius von seiner Heimat Loyola in Spanien nach Montserrat und Manresa. Diese Pilgerschaft veränderte sein Leben und war auch von großer Bedeutung für die spätere Gründung der Gesellschaft Jesu (Jesuiten). Seit zwei Jahren versucht ein Projektteam bestehend aus Jesuiten und Laien diesen Pilgerweg wieder zu beleben, um den Pilgern des 21. Jahrhunderts eine besondere spirituelle Erfahrung auf den Spuren des Ignatius zu ermöglichen. Die gesamte Route von insgesamt 650km wurde in 28 Tagesetappen unterteilt und gut gekennzeichnet.
„Das Ziel des Pilgerwegs liegt nicht nur im Abschluss der Route, sondern vor allem darin, eine neue Lebensorientierung zu finden“, heißt es auf der spanischen Internetseite zum Ignatiusweg. Der Weg bietet dem Pilger die Möglichkeit, aus dem Alltag und der Schnelllebigkeit der Gesellschaft zu fliehen. Vom Geburtshaus des Ignatius im Baskenland aus, führt der Weg über das berühmte Benediktinerkloster Santa Maria de Montserrat in der Nähe von Barcelona in Katalonien, bis zum Ziel, der Stadt Manresa. Im Kloster Montserrat wird die aus dem 12. Jahrhundert stammende Mariendarstellung „Unsere Liebe Frau von Montserrat“ von zahlreichen Wallfahrern verehrt. So bietet das Kloster eine Raststätte auf dem Weg. Der Zielort Manresa ist eine Stadt mit zahlreichen mittelalterlichen und barocken Gebäuden aber auch moderner Architektur. Unter anderem findet sich hier die barocke Kirche mit der „Santa Cova“, der „Heiligen Höhle“, in der Ignatius von Loyola eine Zeit lang lebte.
Zur Internetseite des Camino Ignaciano.
Der Benediktsweg in Italien
Auf den Spuren des Heiligen Benedikt von Nursia können Pilger in Italien, ausgehend von Benedikts Geburtstort Nursia (heute „Norcia“) ca. 310 km über Subiaco nach Montecassino, dem Mutterkloster des Benediktinerordens gehen. Auf dem Weg findet sich eine Reihe monastischer Stationen zur Rast und zur Besinnung.
Um das Jahr 500 beschloss der junge Benedikt als Einsiedler in eine Höhle in Subiaco zu ziehen, die er erst nach drei Jahren wieder verließ. Von dort aus gründete er 13 Klöster, von denen heute noch zwei erhalten sind: die Abtei Santa Scolastica in Subiaco selbst und das oberhalb gelegene Kloster San Benedetto, das über der Höhle des Einsiedlers Benedikt entstand. Sr. Monika Amlinger OSB von den Benediktinerinnen der Kommunität Venio in München pilgerte im vergangenen Jahr zusammen mit anderen Benediktinerinnen und Benediktinern den Weg von Subiaco nach Montecassino: „Zu Beginn verbrachten wir einen ganzen Tag in Subiaco … Der ca. 25-minütige Weg nach oben bot schon einen wunderbaren Ausblick nach Subiaco und weit in die Ferne zu den umliegenden Bergketten.“ Das Kloster San Benedetto wird von den Mönchen der Abtei Santa Scolastica mitbetreut. Bemerkenswert ist neben der benediktinischen auch die franziskanische Tradition in Subiaco. In den Höhlen des Klosters San Benedetto findet sich ein berühmtes Fresko des Franz von Assisi. Wahrscheinlich zu seinen Lebzeiten entstanden, gilt es als das älteste Bild von ihm; er ist darauf noch ohne Wundmale und Heiligenschein dargestellt.
Von Subiaco aus verläuft der Weg durch das Anienetal, in dem die Zisterzienserabtei Casamari in der Gemeinde Veroli ein erwähnenswertes Etappenziel darstellt. Casamari, auf den Ruinen einer Römerstadt errichtet, wurde zunächst als Benediktinerabtei gegründet, bevor Zisterzienser aus Clairvaux sie im 12. Jahrhundert besiedelten. Sr. Monika erinnert sich: „Casamari beeindruckte uns dann sehr, in seiner schlichten, zur Meditation einladenden und erhebenden Architektur.“
Ziel des Pilgerwegs ist die Abtei Montecassino. Der Heilige Benedikt zog 529 mit einer kleinen Schar treuer Anhänger auf den Monte Cassino und gründete dort das Kloster, dessen Gemeinschaft er selbst führte. Für sie schrieb er, soweit heute nachvollziehbar, auch seine berühmte „Regula Benedicti“. Der Klosterkomplex liegt auf einem 516 m hohen felsigen Hügel westlich der Stadt Cassino zwischen Rom und Neapel. Montecassino gilt als eines der bedeutendsten geistlichen Zentren des Mittelalters. Im zweiten Weltkrieg kämpften am Berg „Monte Cassino“ deutsche und alliierte Truppen einen erbitterten Stellungskampf um die strategisch bedeutende Anhöhe. Dabei wurde die Benediktinerabtei durch alliierte Bomben völlig zerstört. Heute sind die nach dem Krieg in zehnjähriger Aufbauarbeit wiederhergestellte Abtei und die Soldatenfriedhöfe am Monte Cassino ein Mahnmal gegen den Krieg.
Auf dem Benediktsweg, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad, können Pilger und Wanderer die Landschaft Italiens genießen und sich zugleich anhand der monastischen Wegstationen - mit dem Leben des Heiligen Benedikt von Nursia beschäftigen.
Zur Internetseite des Cammino di San Benedetto.