Ordensgemeinschaften in Deutschland

Urlaub auf den Spuren der Kartäuser

Wer in diesem Sommer noch ein kulturelles Reiseziel sucht, stößt in süddeutschen Gefilden neben der einzigen lebendigen Kartause Deutschlands auch auf Museen in ehemaligen Kartausen...

Sie gehören für Außenstehende wohl zu den faszinierendsten Gemeinschaften in der Vielfalt des Ordenslebens: die Kartäuser. Ihre strenge Kontemplation, verbunden mit gelebter Askese und äußerster Abgeschiedenheit, geben ihnen ein unverwechselbares Kennzeichen. Gegründet wurde der Orden 1084 in Frankreich in der „Chartreuse“, einer kargen Gebirgsregion in der Nähe von Grenoble, die dem Orden seinen Namen gab. Knapp ein Jahrhundert später wurde die Gemeinschaft im Jahr 1170 durch päpstliches Dekret als Orden anerkannt. Bis dahin hatte sich bereits der weibliche Zweig des Ordens gebildet, der aus einem Zusammenschluss erster Kartäuserinnen 1145 entstanden war.

Die großen religionsgeschichtlichen Einschnitte der Zeit gingen auch an den Kartäusern nicht vorüber: Reformation und die napoleonische Säkularisierung fügten den Kartäusern schmerzhafte Rechts- und Besitzverluste zu. Heute gibt es im deutschen Sprachraum noch eine einzige Kartause - Anfang des 19. Jahrhunderts gab es allein in Deutschland 29.

Die einzige noch von Mönchen bewohnte Kartause Marienau befindet sich im baden-württembergischen Bad Wurzach bei Ravensburg. Dorthin kamen die Mönche im Jahr 1964, nachdem sie ihr Kloster in Düsseldorf verlassen hatten. Das Gebäude musste dem damals anstehenden Flughafenausbau weichen. Nur knapp ein Jahrhundert lang konnte die Düsseldorfer Kartause bewohnt werden: Gegründet 1869, mussten die Mönche „strenge Auflagen“ seitens des Erzbistums Köln akzeptieren. So wurde ihnen untersagt, das beliebte, aber auch berüchtigte „Kartäuserelexier“ zu produzieren. Heute jedoch – im Bistum Rottenburg-Stuttgart - ist der hochprozentige Trank, den die Kartäusermönche in eigener Herstellung produzieren, wieder an der Pforte der Marienau erhältlich. Die Kartause selbst ist eine Neukonstruktion, mit dessen Bau 1962 begonnen wurde. Harmonisch in die Voralpenlandschaft eingefügt und von Wäldern umrahmt, entspricht der Bau dem Ideal der Abgeschiedenheit in stiller Natur. Kloster Marienau kann aufgrund der strengen Mönchsklausur nicht besichtigt werden, einzig männlichen Besuchern ist es gestattet, der täglichen Vesper beizuwohnen.

Von der lebendigen Kartausenlandschaft in Deutschland zeugen heute noch drei Kartausen-Museen:

Ein intensives Bild des kartusianischen Lebensstils vermittelt das in Franken gelegene Klostermuseum Tückelhausen. 1991 eröffnete das Bistum Würzburg in der ehemaligen Kartause „Cella Salutis Franconia“ Räumlichkeiten, die einen Überblick über die insgesamt sechs kartusianischen Zentren Frankens bieten. Das Klostergebäude ist vollständig erhalten. In einer original nachgebauten Zelle erhält der Besucher eine Vorstellung vom Leben der einzelnen Mönche in Einsamkeit und Kontemplation. Ein weiterer Raum ist dem Ordensgründer, dem heiligen Bruno, der um 1030 in Köln geboren wurde, gewidmet; zudem dient die Klosterbibliothek als Ausstellungsfläche für zeitgenössische Kunstwerke.

Ebenfalls in Franken, in Astheim bei Volkach, ist in der 1409 erbauten Kartause Marienbrück ein Museum des Bistums Würzburg untergebracht. Gezeigt werden 600 Kunstwerke aus Spätmittelalter und Neuzeit, die einen Einblick in die fränkische Sakralkunst und Volksfrömmigkeit geben. In der Klosterkirche finden zudem regelmäßig Konzerte und Aufführungen statt.

Mittlerweile im Eigentum der Salesianer Don Boscos befindet sich die ehemalige bayerische Kartause Buxheim bei Memmingen. Erbaut um 1100, fiel das Kloster zu Beginn des 15. Jahrhunderts an den Kartäuserorden, dem es im Zuge der Säkularisierung untersagt wurde, neue Novizen aufzunehmen, was zum Ende der Gemeinschaft im Jahr 1860 führte. Die Ordensgemeinschaft der Salesianer führte 1926 den Bau wieder seiner ursprünglich monastischen Nutzung zu und errichtete zudem ein noch heute bestehendes Internat. Kloster Buxheim besticht insbesondere durch seine Kunstschätze, die die Kartäusermönche in den wirtschaftlichen Hochphasen der Renaissance anfertigen ließen: Ein Meisterwerk der Holzschnitzkunst ist das zum Ende des 17. Jahrhunderts fertig gestellte Chorgestühl des Tiroler Schnitzers Ignaz Waibl. Sehenswert sind außerdem die Klosterkirche mit der anliegenden Pfarrkirche und die im Kreuzgang befindliche St. Anna – Kapelle.

Internetseite des Kartäuserordens: www.chartreux.org.