Wer – absichtlich oder zufällig – in die Erzabtei St. Martin in Beuron kommt, erblickt und erfährt ungefähr das, was sich sicherlich viele Menschen unter einem Kloster vorstellen: ein langgezogener Klosterbau, gelegen mitten im Grünen, prägt hier das Donautal - fast schon ein kitschiger Anblick. Eine Kirche mit Zwiebelturm, in der die Mönche der Abtei fünfmal am Tag zum Stundengebet zusammenkommen, außerdem eine Klosterbuchhandlung, eine Klostergärtnerei und eine Klosterbrennerei: Rund 40 Mönche leben, beten und arbeiten hier gemeinsam. „Die Klostergemeinschaft von Beuron will inmitten von Orientierungslosigkeit, Unrast und Sinnleere, die das Leben vieler Menschen auch heute prägen, einen alternativen Weg gehen, der sich zugleich als einfach und anspruchsvoll erweist: Lernen, wie es geht, Gott zu suchen und zu entdecken – in der Stille, in der geistlichen Auseinandersetzung, im Gottesdienst; mittendrin in Begegnungen, im menschlichen Miteinander und im ganz alltäglichen Tun“ – so beschreibt die Gemeinschaft auf ihrer Homepage, was ihr Leben ausmacht.
Mit dem Aufkommen des Mönchtums im Abendland, das zunächst fast ausschließlich von der Regel des hl. Benedikt von Nursia geprägt war, entwickelte sich auch ein ausgeprägtes Charisma dieser Orden, also ihr besonderer Auftrag. So widmen sich die benediktinischen Orden (neben den Benediktinern auch die Zisterzienser und Trappisten) auch heute vor allem der Kontemplation, also der Betrachtung des göttlichen Geheimnisses in der klösterlichen Gemeinschaft. Dazu gehört aber auch der Grundsatz, von der eigenen Arbeit leben zu können; daher unterhalten viele derartige Klöster eben auch eine Vielzahl verschiedener Werkstätten: Klostergärtnereien, Kerzen- oder Keramikmanufakturen oder andere Lebensmittelbetriebe; die Produkte und Erträge werden oft in den Klosterläden zum Verkauf angeboten. Dieser wechselnde Rhythmus von Arbeit und Gebet – zumeist mit der Kurzformel „Ora et labora“ auf den Punkt gebracht – prägt den Tagesablauf vieler dieser meist benediktinisch geprägten Klöster.
„Gäste werden dem Kloster nie fehlen“, schrieb der heilige Benedikt. Und auch heute schätzen viele Gäste es, ihrer Alltagswelt für einige Tage oder Wochen den Rücken zu kehren und in einem solchen „klassischen“ Kloster mitzuleben. Dazu gehört sowohl die tägliche Mitarbeit als auch die Teilnahme an der (Stunden-)Liturgie. Es gibt sogar Klöster, die sich das Mit-Leben zur vorrangingen Aufgabe gemacht haben: Im franziskanisch geprägten Kloster Stühlingen leben zwei Franziskanerinnen und drei Kapuziner, die diesen Ort explizit als „Kloster zum Mitleben“ gestalten: Von einer bis zu drei Wochen können hier Gäste jeder Konfession oder Religion ihr Mitleben gestalten, auch über Zeiten wie Weihnachten oder Silvester.
In Zeiten der Corona-Pandemie und der Gottesdienstverbote haben viele Klöster es als Privileg empfunden, ihre Liturgie weiter pflegen zu können, gerade an den Kar- und Ostertagen – damit verbunden war mancherorts sicherlich auch eine Art Stellvertretungsgedanke. Aber auch der Verkauf der klostereigenen Produkte war vielerorts eingeschränkt; in der Gemeinschaft mitzuleben – nahezu unmöglich. Mittlerweile läuft vieles wieder an: die Läden öffnen unter Hygieneauflagen, Mitleben im Kloster und die Gottesdienstteilnahme sind oftmals wieder möglich – auch wenn die Kapazitäten natürlich eingeschränkt sind.
Mit rund 130 Einträgen bilden diese Klöster und Kommunitäten die größte Gruppe auf der geistlichen Landkarte auf orden.de.