Ordensgemeinschaften in Deutschland

Missionsköpfe: P. Peter Claver Narh SVD

Sein Weg führte ihn von Ghana nach Deutschland - und ein bisschen mehr "Ghana", d.h.: mehr bei den Menschen sein, fände P. Peter Claver Narh SVD gar nicht so schlecht...

Missionsköpfe - das sind Ordensfrauen und Ordensmänner, die mit ihrem Leben und ihrem Tun für ein modernes Missionsverständnis stehen, etwa im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils, auch wenn sie zum Teil schon vor dem Konzil gelebt und gewirkt haben. Anlässlich des außerordentlichen Monats der Weltmission im Oktober 2019 und dem damit verbundenen Themenschwerpunk "Mission" auf orden.de im 2. Halbjahr 2019 werden hier und im Themenbereich Mission einige von ihnen exemplarisch portraitiert.

Pater Peter Claver Narh ist 41 Jahre alt und stammt aus Ghana. 2018 hat er seine Promotion im Bereich der Pastoralpsychologie absolviert. Er hat Beratung und Supervision studiert und ist seit diesem Jahr Vize-Provinzial der Deutschen Ordensprovinz der Steyler Missionare. Neben verschiedenen Verpflichtungen als Begleiter von Neumissionaren und ausländischen Studenten, ist er Mitglied des Internationalen Komitees für Interkulturalität.

Wer Pater Peter in seinem Büro im Missionspriesterseminar der Steyler Missionare in Sankt Augustin besucht, kommt um einen spontanen Gag nicht herum. „Sie sind ein paar Minuten zu früh, wir haben also noch 3 Minuten Zeit für eine Führung“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht.

Der heutige Vize-Provinzial der Deutschen Provinz der Steyler Missionare ist mit vier Brüdern und einer Schwester im Süd-Osten von Ghana aufgewachsen. „In einer kleinen Stadt – oder einem großen Dorf“, wie er scherzend hinzufügt. Die Steyler Missionare kennt er schon seit Kindertagen. „Die Kirche und das Pfarrhaus waren direkt nebenan. Das war also fast ein Heimspiel.“ Schon als Kind habe er Priester gespielt. „Es war mir schon immer klar, dass ich für die Menschen da sein möchte.“

Der Pfarrer bringt Kranke zum Arzt

Priestersein – das heißt in der Realität Ghanas „Mann für alle Fälle“ zu sein. „Die Steyler Missionare haben bei uns nicht nur die Sakramente gespendet, sondern auch die Menschen im normalen Leben begleitet.“ Wurde ein Gemeindemitglied krank, setzte sich der Pfarrer ins Auto und fuhr die Person ins Krankenhaus. „Es war völlig normal, dass die Missionare da sind.“

Die Internationalität und Interkulturalität des Ordens haben ihn schon früh beeindruckt. „Wenn ich Priester werden möchte, dann ein Steyler“, war er sich immer sicher. An Europa habe er dabei aber nie gedacht. Als sein Novizenmeister ihm von seiner Zuweisung nach Europa erzählte, war die Freude zuerst klein. „Ich wollte eigentlich in den Kongo und hatte noch kein einziges Wort Deutsch gehört.“

Im Anzug nach Europa

Als Pater Peter im Oktober 2001 mit einem Mitbruder nach Deutschland kommt, lernt er als erstes das Wetter kennen. „Wir hatten Anzüge an, um bei unserer Ankunft gut gekleidet zu sein – nur an Jacken haben wir nicht gedacht.“ Neben dem Wetter seien auch die Gottesdienste in Deutschland am Anfang eine Herausforderung gewesen. „Aber ich habe mittlerweile gelernt, dieses Anders-Sein zu schätzen.“

Auf das Thema Mission angesprochen, vertritt er eine klare Haltung: „Wir dürfen nicht nur bequem dasitzen und warten, dass die Leute zu uns kommen.“ Vielmehr gehe es darum das Evangelium authentisch vorzuleben. Ein bisschen mehr „Ghana“, also bei den Menschen zu sein, wäre da gar nicht verkehrt.

Mit dem Fußballverein in die Ostermesse

„Man muss da gar nicht immer an die Sakramente denken, sondern erstmal mit den Menschen ins Gespräch kommen.“ So wie in seinem früheren Fußballverein. Nachdem Pater Peter an mehreren Sonntagen wegen Gottesdiensten Spiele absagen musste, habe einer der Mitspieler gesagt: „Wenn Du die Ostermesse feierst, kommen wir alle mit.“ Als Dank habe die Mannschaft in der Messe extra viel Weihwasser abbekommen, wie Pater Peter mit einem Augenzwinkern hinzufügt.

Ob jeder eine Mission habe? „Ja, durch die Taufe sind wir alle aufgerufen in die Welt zu gehen“, unterstreicht er. „Wir Ordensleute sind das aber nochmal besonders. Nicht, weil wir etwas Besseres sind, sondern weil wir mehr Zeit haben für die Menschen da zu sein.“

(von Nils Sönksen)