Missionsköpfe - das sind Ordensfrauen und Ordensmänner, die mit ihrem Leben und ihrem Tun für ein modernes Missionsverständnis stehen, etwa im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils, auch wenn sie zum Teil schon vor dem Konzil gelebt und gewirkt haben. Anlässlich des außerordentlichen Monats der Weltmission im Oktober 2019 und dem damit verbundenen Themenschwerpunk "Mission" auf orden.de im 2. Halbjahr 2019 werden hier und im Themenbereich Mission einige von ihnen exemplarisch portraitiert.
„Wenn man mich fragt, wo meine Heimat ist, sage ich: in Waegwan. Meine zweite Heimat ist Königsmünster. Meine dritte: Osterfeld.“ Worte von P. Thomas, der am 26. Dezember 1933, dem „unglücklichsten Jahr der deutschen Geschichte“ dort geboren und auf den Namen Josef getauft wurde. Mit drei weiteren Geschwistern wuchs er in einer Lehrerfamilie heran. Sein Bruder wurde Weltpriester, eine Schwester trat bei den Tutzinger Missionsbenediktinerinnen ein, starb aber früh. Seine zweite Schwester wurde Ärztin.
„Unser Haus war das letzte Haus in Osterfeld,“ beschreibt P. Thomas. „So gingen wir durch den Wald und in Bottrop auf das Gymnasium.“ Seine Zeit dort in der Jugendgruppe des „Bund Neudeutschland“ (ND) hat ihn sehr geprägt. Gemeinsame Fahrten und Lager waren wichtige Erfahrungen. „Als ich überlegte, auf was ich am meisten verzichten müsste, wenn ich ins Kloster ginge, war das: auf Fahrten gehen.“ Aber auch etliche Tagungen des ND auf der Jugendburg Gemen sind ihm in tiefer Erinnerung, etwa mit dem damaligen Kaplan Johannes Bours oder dem jungen Künstler Sieger Köder. Sein Vater war Mitglied im „Quickborn“ und stolz darauf, Romano Guardini persönlich gekannt zu haben. Durch seinen Vater erhielt er auch ein besonderes Verhältnis zur Liturgie, wenn dieser ihn mitnahm zu Vespern mit den Geistlichen des Ortes oder der Osternacht um 6 Uhr in der Frühe des Karsamstags.
Im Alter von 9 bis 14 Jahren wuchs er ohne Vater heran, der im Krieg und dann in amerikanischer und französischer Kriegsgefangenschaft war. Mit ihrer Mutter wurden die Kinder nach Thüringen evakuiert. „Zweieinhalb Jahre waren wir dort ohne Sonntagsgottesdienst,“ berichtet P. Thomas. Trotz einer eigenen Wochentagsmesse für die Evakuierten wurde ihm dort bewusst, wie wichtig ihm die Eucharistie ist.
„Die Nazis sind gut. Hitler ein großer Mann.“ Obwohl seine Eltern ihre Kinder zum selbständigen Denken erzogen, klärten sie sie hier nicht auf. Wohl um sie zu schützen. Erst spät merkte Josef, dass das Marschieren im Jungvolk nicht alles war, dass sich die Nazis auch gegen die Kirche wandten. „Am Ende fühlte ich mich - vor allem - belogen.“ Denn seine Eltern waren auch kirchlich sehr bewusste und aufgeschlossene Christen.
Schon früh kam bei Josef der Gedanke auf, Missionar werden zu wollen. Durch Besuche in der Abtei Gerleve lernte er die Liturgie und das gemeinschaftliche Leben schätzen. So zog es ihn zu den Missionsbenediktinern. Seine Mutter meinte, es sei zu schnell, direkt nach dem Abitur einzutreten. Josef lernte P. Thomas Ohm kennen, der ihm sagte: „Wenn du dir klar bist, dann trete ein - sofort.“ 1953 trat er in die Abtei ein und legte am 2. Mai 1954 seine erste Profess ab. 1960 wurde er zum Priester geweiht und am 6. Januar 1962 als erster Missionar von Königsmünster nach Korea ausgesandt.