Kaum ein Thema ist in der Gesellschaft und den Medien so präsent wie die aktuelle Flüchtlingskrise. Mittlerweile wird immer deutlicher, dass das eigentliche Problem nur in den Herkunftsländern der Flüchtlinge gelöst werden kann. In den kommenden drei Wochen stellt orden.de die Arbeit dreier Ordensgemeinschaften vor, die "Wurzelarbeit" in den Krisengebieten der Erde leisten...
Seit sechs Jahren leben und arbeiten mittlerweile sieben Steyler Missionarinnen, Dienerinnen des Heiligen Geistes, als interkulturelle Gemeinschaft in der Republik Südsudan, in Yei, im Bundesstaat Zentral Äquatorial, 170 km südwestlich der Hauptstadt Juba. Die drei ersten Schwestern begannen mit einem Förderprogramm für Kinder und benachteiligte Mädchen, von denen die meisten Waisenkinder sind, für Jugendliche und Frauen. Wir helfen besonders den Menschen, die vom Krieg traumatisiert sind, durch Beratung und Traumatherapie. Aus unserer Arbeit für diese Menschen hat sich ein Trauma-Zentrum entwickelt, das der römisch-katholischen Diözese Yei gehört. Ohne die Unterstützung unserer Spender und ohne eine psychiatrisch ausgebildete einheimische Krankenschwester hätten diese Patienten keine Chance behandelt und wieder in ihre Familien und die Gesellschaft aufgenommen zu werden.
Einsatz für Binnenflüchtlinge
In den letzten zweieinhalb Jahren sind 1,5 Millionen Menschen aus dem Süd Sudan geflohen. Mehr als 10.000 Menschen sind bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen ermordet worden. 400.000 Menschen waren gezwungen in die Nachbarländer zu fliehen. Die Zahl der Binnenflüchtlinge, die aus ihrer angestammten, rechtmäßigen Heimat vertrieben werden, wächst rapide und wir Schwestern helfen besonders diesen Menschen. In Yei stehen wir ihnen mit unserem medizinischen Dienst, einem Lebensmittelprogramm, Unterricht für Kinder in der Grund- und Sekundarschule und in der Seelsorge bei. Diese Binnenflüchtlinge sind besonders in Gefahr. Sie mussten ihren gesamten Besitz zurücklassen und haben keine Einkommensquelle mehr. Sie leiden an Unterernährung und die Sterberate unter ihnen, verglichen mit anderen Personen, ist sehr hoch. Häufig werden sie Opfer von körperlichen Angriffen, sexueller Gewalt und Entführung. Ihnen fehlt vor allem eine angemessene Unterkunft. Darüber hinaus gibt es kein sauberes Trinkwasser, kein Ackerland, keine Arbeitsmöglichkeiten, keine medizinische Versorgung, keine Schulen. Die am meisten gefährdeten Personen unter ihnen sind Frauen und Kinder. Aktuell sind Zehntausende Mädchen und Jungen von Hunger bedroht, die älteren Kinder werden als Soldaten rekrutiert.
Sorge für Mutter und Kind
Nach Angaben von UNICEF hat der Südsudan weltweit die höchste Müttersterblichkeitsrate. In dem Land stirbt jede siebte Frau an den Folgen einer Schwangerschaft oder Entbindung und das nicht nur im Hinterland. Als Antwort auf diese Not haben wir Schwestern im April 2015 am St. Bakhita Gesundheitszentrum eine Geburtsklinik eröffnet und vier Hebammen eingestellt. Dadurch konnten wir die Sorge für Mütter weiter ausbauen. Jetzt können wir ein Vorsorgeprogramm für werdende Mütter, Geburtshilfe und ein Mutter-Kind-Nachsorge-Programm anbieten. Es gibt auch eine Vorsorge für mit HIV infizierte Schwangere, mit dem wir auch ihnen die Geburt eines gesunden Kindes ermöglichen können. In diesem Jahr ist unsere Kommunität um zwei weitere Schwestern gewachsen. Die eine von ihnen ist Hebamme, die andere Ärztin. Außer uns vier Steyler Missionarinnen, gehören zum medizinischen Personal des St. Bakhita Gesundheitszentrums 41 südsudanesische Angestellte. Wir möchten das Gesundheitszentrum gemeinsam aufrechterhalten und mit dem Fachpersonal qualitative medizinische Dienste anbieten. Die Zahl der ausgebildeten Krankenschwestern ist gewachsen. Das verdanken wir der Krankenpflegeschule, die von der Vereinigung der Generaloberinnen als Projekt „Solidarität mit dem Südsudan“ betrieben wird. Vor sechs Jahren haben zwei Steyler Missionarinnen dem Gründungsteam angehört.
Unsere Mission im Südsudan
Trotz der unsicheren Lage setzen wir Steyler Missionarinnen unsere Mission im Süd Sudan fort. Als interkulturelle Gemeinschaft von sieben Schwestern aus fünf verschiedenen Ländern geben wir Zeugnis von Gottes barmherziger Liebe unter den Leidenden und Bedürftigen und hoffen auf einen dauerhaften Frieden.
Sr. Veronika Rackova SSpS