Ordensgemeinschaften in Deutschland

Ausgabe 1/2020

Themenschwerpunkt: Geistliche Trockenheit

Religiöse Menschen sprechen meist nur ungern über eine Erfahrung, die oft mit Scham verbunden ist: das Empfinden, Gott sei ihnen fern und der eigene Glaube schal geworden. Die Freude über die Frohe Botschaft sprudelt dann nicht mehr, der Quellgrund des eigenen Glaubens scheint versiegt und ausgetrocknet. Diese Ausgabe der Ordenskorrespondenz bringt dieses oftmals mit Verunsicherung oder gar Verzweiflung einhergehende Phänomen der „Geistlichen Trockenheit“ zur Sprache. P. Franz Meures SJ stellt in seinem Beitrag fest, dass Gottesferne bereits zentral in der Osterbotschaft enthalten ist. Gerade die großen Mystiker berichten immer wieder von innerer Leere, Dunkelheit und Trockenheit. Michael Höffner und P. Ulrich Dobhan OCD zeigen dies bei Evagrius Ponticus, Johannes vom Kreuz und Teresa von Ávila beispielhaft auf. Die subjektive Erfahrung, dass Gott sich verbirgt, ist oft schwer auszuhalten und erzeugt nicht selten ein Gefühl, man mache irgendetwas falsch auf seinem geistlichen Weg. Sr. Igna Kramp CJ zeigt auf, dass in der Trostlosigkeit der Gottferne, gerade etwas von Gott erfahrbar ist, das zu einer größeren Reife führen kann. Unter der Leitung von P. Thomas Dienberg OFMCap und der Mitarbeit von Mareike Gerundt beschäftigt sich IUNCTUS als „Kompetenzzentrum für Christliche Spiritualität an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster“ intensiv mit dem Phänomen der Geistlichen Trockenheit. Ein kleiner Tagungsbericht des Instituts führt darin ein. Es schließt sich ein Bericht über eine qualitative Untersuchung zur Geistlichen Trockenheit bei Ordensmännern an, die IUNCTUS in Kooperation mit Arndt Büssing von der Universität Witten/Herdecke durchgeführt hat. P. Paul Rheinbay SAC weitet den Blick hin zur Zen-Kontemplation, die als ein Weg des Loslassens zu einer neuen geistigen Tiefe und zu einer Erfahrung des „Nicht-getrennt-seins“ führen kann. Die Medizinerin Maria Kraft schließlich beleuchtet die Thematik unter psychologischen und psychotherapeutischen Aspekten.

In der Rubrik Ordensleben folgt der zweite Teil des Beitrags von Gisela Fleckenstein OFS über die zeitgenössischen Reaktionen auf den Film „Geschichte einer Nonne“ vor genau 60 Jahren. Ebenfalls eine Zeitreise unternimmt P. Karl Josef Rivinius SVD. Sein Beitrag führt in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo Johann Baptist Hirscher ein bisweilen geradezu modern anmutendes Missionsverständnis entwickelte. Wie die Kirche in der städtisch geprägten Kultur von heute missionarisch wirken kann, erörtert Br. Simeon Friedrich OSB. Sr. Katharina Ganz OSF schließlich meldet sich angesichts der aktuellen Diskussion um die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu Wort und beschreibt, wie sie sich und ihre Gemeinschaft nicht zuletzt vor dem Hintergrund ihrer eigenen Geschichte den Herausforderungen stellen.

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