Ordensgemeinschaften in Deutschland

Ausgabe 1/2018

Themenschwerpunkt: Transformationsprozesse

Der Erzbischof von München, Reinhard Kardinal Marx, stellte Anfang Februar in einem Interview des Bayerischen Rundfunks in Hinblick auf seine Diözese - und wohl auch in Bezug auf die Kirche in Deutschland insgesamt - fest: „Wir sind in einer Umbruchsituation. Es gibt neue Herausforderungen; man muss neue Wege gehen. Wir haben keine Patentrezepte, aber wir müssen versuchen, Dinge für die Zukunft vorzubereiten.“ Dies ist eine Erfahrung, die Ordensgemeinschaften bereits seit geraumer Zeit machen. Vielleicht könnte man annehmen, dass sie daher besonders „geübt“ darin wären, mit Veränderungen umzugehen. Das mag so sein, aber dennoch bleibt jeder Umbruch eine Herausforderung.

Daher widmet sich die Ordenskorrespondenz in dieser Ausgabe dem Schwerpunktthema „Transformationsprozesse“. Die Frage, wie man zu guten Entscheidungen für die Zukunft kommt, ist sicher ein allgemein-menschliches Thema. In den Beiträgen dieses Heftes kommt jedoch ein geistlicher Gesichtspunkt zur Sprache, der für Prozesse in Ordensgemeinschaften von besonderer Bedeutung ist. Es ist - so formulieren es Ekkehart Bechinger und Martina Patenge in ihrem Beitrag, die Grundüberzeugung, dass „der Geist Gottes in allen und allem zu finden ist“ und ihm „ausdrücklich die Führung des Prozesses anvertraut“ wird. Der von ihnen beschriebene Weg zur Entscheidung führt daher durch lange Phasen der Stille und des Gebets. Die Haltung, um die es geht, ist – so die Religiosenkongregation in einem Dokument von 2008 – „die Entschlossenheit, einzig und allein den Willen Gottes zu suchen ...“. Die Gemeinschaft sei dabei „der bevorzugte Ort, wo der Wille Gottes zu erkennen und anzunehmen ist“. Dass „die Gemeinschaft“ der Ort des Entscheidungsprozesses ist, macht auch Maria Boxberg in ihrem Beitrag über Transformationsprozesse in Kapitelsbegleitung deutlich. Jede Schwester ist demnach „Trägerin des Charismas“, und das bedeutet: „Was welche Kapitularin auch immer denkt, redet, tut, was sich in ihr bewegt, ist wichtig für den ganzen Prozess.