Ordensgemeinschaften in Deutschland

Ausgabe 2/2019

Themenschwerpunkt: Die Wahrheit macht uns frei. Missbrauch wahrnehmen – aufarbeiten – vorbeugen

Am Ende führt kein Weg an der Wahrheit vorbei. Sie macht frei, gerade auch dann, wenn sie schmerzt und bitter ist. Der massenhafte Missbrauch von Minderjährigen, von schutzbefohlenen Erwachsen, von Frauen, auch Ordensfrauen, in der katholischen Kirche verlangt den Schrei nach Wahrheit. Und der wird – gottlob – immer lauter. So hat auch die Deutsche Ordensobernkonferenz im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung 2019 intensiv um Wahrheit und Wahrhaftigkeit, um Wege der Aufarbeitung und Vermeidung von sexuellem Missbrauch gerungen. Die Ordenskorrespondenz dokumentiert in dieser Ausgabe die Referate des dortigen Studientages und veröffentlicht einige weitere Beiträge zur Thematik. Nicht dokumentieren kann sie freilich die große Ernsthaftigkeit, Offenheit und Betroffenheit, mit der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutiert haben. Deutlich wird aber, dass die Ursachen der Verbrechen nicht mit dem Fehlverhalten Einzelner hinreichend erklärt werden können, sondern dass es im „System“ der Kirche Faktoren gibt, die die sexuelle Gewalt gegen Minderjährige (und darüber hinaus) begünstigen (vgl. Hans Zollner SJ, S. 140ff.). Der Wiener Fundamentaltheologe Wolfgang Treitler, der selber als Schüler sexuellen Missbrauch erleiden musste, war zwar nicht Referent der Versammlung, hat aber für diese Ausgabe einen Aufsatz verfasst, in dem er mit dem zornigen Blick eines Betroffenen Mängel in diesem System diagnostiziert. Vor allem aber ringt er um den Glauben an Gott nach der Zerstörung der Gottesbeziehung, nach der tiefgreifenden Erfahrung: „Dir hilft kein Mensch – und Dir hilft gewiss auch kein Gott.“ (s. S. 137)
Der Verrat Gottes innerhalb der Kirche hat nicht nur zur Traumatisierung unzähliger Menschen geführt. Die Kirche selbst ist traumatisiert und in ihrem Selbstverständnis erschüttert. Konkret wird das im Referat von Sr. Anna-Luisa Kotz. Sie beschreibt den mühevollen und mit Zweifeln beladenen Prozess der Aufarbeitung in ihrer Gemeinschaft. Dass die „Gratwanderungen“ der Aufarbeitung (Sr. Lioba Zahn OSB, s. S. 155ff.) durchaus gelingen können, zeigen die Referate aus Ettal von Robert Köhler, Vorstand des Vereins Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer, und von Fr. Gregor Beilhack OSB, Leiter des dortigen Klosterinternates. Die Psychologin Sr. Katharina Kluitmann, Vorsitzende und Präventionsbeauftragte der DOK, weitet den Blick hin auf geistlichen Missbrauch in der Kirche.
In unserer Rubrik „Ordensleben“ informiert P. Ulrich Engel OP über den Projektstand des „Campus für Theologie und Spiritualität“ in Berlin. Das Autorenduo Rainer Erne und P. Hubert Veeser SDS liefert schließlich einen Projektbericht über die Maßnahmen, mit denen die Salvatorianer in Deutschland ihre Zukunft gestalten.

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