Ordensgemeinschaften in Deutschland

Für eine Kultur des Vertrauens

Studientag zu Perspektiven für eine Neubeschreibung des Verhältnisses von Bischöfen und Ordensleuten in der gemeinsamen Sendung - Auftaktveranstaltung zum Jahr der Orden

Studientag zu Perspektiven für eine Neubeschreibung des Verhältnisses von Bischöfen und Ordensleuten in der gemeinsamen Sendung - Auftaktveranstaltung zum Jahr der Orden

MÜNCHEN/BONN Rund 40 Ordensoberinnen und -obere aus Deutschland und Österreich nahmen am vergangenen Montag, 1. Dezember, in München an einem Studientag der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) teil. Am Beginn des Jahrs der Orden erörterten sie die Beziehungen von Ordensgemeinschaften und Bistümern. Mit diesem Studientag griff die DOK ein Anliegen von Papst Franziskus auf: Die Unterweisung „Mutuae relationes“ aus dem Jahr 1978, die sich mit den Beziehungen von Bischöfen und Ordensleuten befasst, soll überarbeitet werden. Der Leitgedanke des Papstes dabei ist die gemeinsame Mission. Es geht um die Frage, wie das Ordensleben die diözesan verfasste Kirche heute – auch in sich verändernden Formen – in bestmöglicher Weise ergänzen kann. Vor diesem Hintergrund ging es darum, Perspektiven für eine Neubeschreibung dieses Verhältnisses in der gemeinsamen Sendung zu erarbeiten.

Der Kirchenrechtler P. Dr. Stephan Häring OSB führte in das Dokument „Mutuae Relationes“ von 1978 ein und skizzierte die kirchenrechtlichen Entwicklungen seit der Veröffentlichung dieses Dokuments. Hinsichtlich der vom Papst gewünschten inhaltlichen Neustrukturierung des Dokumentes formulierte er Erwartungen im Blick auf die Wahrung der Ordensautonomie, die Kooperation bei der Ausbildung und Fortbildung der Ordensleute und eine Einbeziehung der Betroffenen bei der Ausarbeitung neuer vatikanischer Gesetzgebung.

Die Theologin Sr. Dr. Anneliese Herzig MSsR stellte fest, das Selbstverständnis der Kirche als communio begründe das Verhältnis zwischen kirchlicher Hierarchie und charismatischem Ordensleben. Die Aufgabe des Bischofs, die Verkündigung des Evangeliums in der konkreten Ortskirche zu ermöglichen, werde durch das Wirken der Ordensgemeinschaf-ten ergänzt, die aufgrund ihres spezifischen Charismas den Blick mehr auf den universellen Auftrag der Kirche richten könnten.

Für eine „Kultur des Vertrauens“ plädierte der ehemalige Abt der Abtei Königsmünster, Dr. Dominicus Meier OSB, der heute als Offizial im Erzbistum Paderborn tätig ist. Er mahnte, an die Stelle eines Kontrollbestrebens sollten verbindliche und verlässliche Vereinbarungen über Ziele und Wege treten. Es gehe dann nicht zuerst um Aufsicht und Sanktionen, sondern um eine Kultur der Ermöglichung.

Voraussetzungen für den ordensspezifischen Beitrag in der gemeinsamen Sendung von Bischöfen und Orden sieht der Salesianer Don Boscos P. Alfons Friedrich SDB unter anderem in einer realistischen Bestandsaufnahme unter professioneller Führung. Klöster sollten Orte sein, an denen Menschen in ihrem konkreten Sozialraum Christus erfahren können. Zu mehr Anarchie in der Tradition der Wüstenväter ermutigte der Leiter der katholischen Akademie in Bayern, Dr. Florian Schuller.

Im Rahmen des Studientages wurden Vorschläge für die Arbeit an dem künftigen neuen Dokument entwickelt, die an den Heiligen Stuhl weiterge-leitet werden sollen. So wird unter anderem vorgeschlagen, zukünftige Priester während des Studiums mit den Grundlagen des Ordenslebens vertraut zu machen. Gegenüber „mutuae relationes“ wird die stärkere Berücksichtigung der Gemeinschaften von Ordensfrauen und der Ordens-männer, die nicht im priesterlichen Dienst tätig sind, angemahnt.