Ordensgemeinschaften in Deutschland

Geistliche Aufgaben

Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. (Mt 6,6)

Als sich die ersten Mönche in die Wüste Ägyptens zurückzogen, um in der Einsamkeit Gott zu suchen, wurde das Gebet für sie die einzige Möglichkeit der Gottesbegegnung. Nachdem sich das gemeinsame Eremitentum durchzusetzen begann, entwickelte sich auch das gemeinschaftliche Gebet der Mönche, in dem bereits die Psalmen als Hauptbestandteile christlichen Betens auftauchten. Das aus diesen einfachen Anfängen hervorgegangene Stundengebet wird von allen Ordensgemeinschaften bis heute vollzogen.

Mit dem Aufkommen des Mönchtums im Abendland, das zunächst fast ausschließlich von der Regel des hl. Benedikt von Nursia geprägt war, entwickelten sich die sog. Charisma der Orden, ihre jeweiligen unverwechselbaren Gepräge bzw. ihr besonderer Auftrag. So widmen sich die benediktinschen Orden (neben den Benediktinern auch die Zisterzienser und Trappisten) der Kontemplation, der Betrachtung des göttlichen Geheimnisses in der klösterlichen Gemeinschaft. Die im 11. und 12. Jahrhundert gegründeten Eremitenorden, unter ihnen die Kartäuser, ziehen sich radikal aus der Welt zurück und versuchen durch weitere Elemente, z.B. das Schweigegelübde, die Gottsuche zu intensivieren. Die ab dem 13. Jahrhundert aufkommenden Bettelorden gingen den genau entgegengesetzten Weg: Sie besannen sich auf die apostolischen Anfänge des Christentums und zogen als Wanderprediger durch die Welt, um die Menschen für Jesus Christus zu gewinnen. Die im 16. Jahrhundert gegründeten Jesuiten spezialisierten sich v.a. auf die Entdeckung des göttlichen Willens für das eigene Leben durch geistliche Übungen, die sog. Exerzitien.

Zusammengehalten wird diese Bandbreite durch den Gedanken der Stellvertretung: Die Ordensleute führen ihr Leben nicht nur für sich und ihre persönliche Beziehung zu Gott, sondern beten für Kirche und Welt. Auf ihre je eigene Weise begeben sie sich in die Nachfolge Jesu und versuchen, sein Wort zu erfüllen.