Kolumne: Der aaronitische Segen
Der aaronitische Segen begleitet mich durch dieses Jahr. Es sind drei Worte, die mich besonders beeindrucken. Zunächst das altertümliche Wort „Gnade“. Gnade bedeutet, dass etwas unverfügbar, nicht selbstverständlich, sondern geschenkt ist. In diesem Sinn kommt jeder Tag als Gnade auf mich zu und ich versuche, ihn aus dieser Perspektive anzunehmen – auch wenn er Ereignisse bereithält, die ich nicht mag. „Gnade“ ist aber keine natürliche Sache. Von der Gnade des Lebens kann man nur im religiösen Zusammenhang sprechen. Ansonsten fühlt man sich ins Leben geworfen, dem Schicksal ausgeliefert. Weil ich daran glauben kann, dass mein Leben ein Geschenk Gottes ist, habe ich einen klaren Bezugspunkt. Das bedeutet nicht, dass das Leben leichter wird. Ich habe jedoch im Glauben ein Gegenüber, an dem ich mich abarbeiten kann.
Das zweite Wort erzählt vom leuchtenden Antlitz Gottes. Dieses Wort finde ich am schönsten. Wenn ein guter Freund kommt, erhellt sich das menschliche Gesicht. Kinderaugen können vor Freude strahlen. Nun heißt es: Gott wende uns sein leuchtendes Angesicht zu. Ich darf mich von ihm angesehen wissen. Gibt es etwas Schöneres als mit leuchtenden Augen angesehen zu werden? Diese Erfahrung tröstet und stärkt.
Das dritte Wort ist der Frieden. Dies ist der einzige konkrete Wunsch in diesem kurzen Gebet: Gott gebe Frieden. Gott ist kein Gott des Krieges und des Streites. Gott ist ein Gott des Friedens. Zufriedenheit soll sich in mir und um mich ausbreiten.
Gottes strahlendes Angesicht begleite uns. Gott vertraut uns jeden Morgen einen neuen Tag an. Er schenke uns seinen Frieden. Es wäre einen Versuch wert, so manche eigene Vorstellung loszulassen und sich auf die Segensworte Aarons einzulassen: „Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden“ (Num 6,24-26).
