Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kolumne: Geschüttelt, gehalten und gestärkt

Wenn der Baum nicht von den Winden geschüttelt wird, wächst er nicht und seine Wurzeln können sich nicht entfalten.  So ist es auch mit uns Menschen. Versuchungen bringen uns mit unserer Wurzel in Verbindung. Jesus musste sich die Fragen stellen: „Worauf kommt es an ?“  und  „Was ist teuflischer Schrott?“

Jesus wird versucht seine Grenzen nicht auf Gott hin zu überschreiten sondern auf sich selbst:  selbst-süchtig; eigen-mächtig… Der Lebenssinn soll ganz im Irdischen aufgehen. Es geht um Macht und Ansehen, Ruhm und Erfolg – die großen Versuchungen des Menschen: Steine zu Brot verwandeln können, unverletzbar sein und über alles herrschen können. Der Versucher wirkt nicht nur in der Wüste, sondern mitten im Heiligtum, dort, wo es scheinbar ganz fromm und recht zugeht. Mitten in der Kirche, mitten im Kloster ist der Versucher am Werk. Und er tritt auf mit großer List!

Hat er gemerkt, dass Jesus mit dem Wort Gottes argumentiert, so fängt er nun auch an, die Bibel zu zitieren. Der teuflische Versucher tritt hier als Theologe auf. Jesus widersteht diesen Versuchungen, weil ihm klar ist: Gott allein sollst du dienen, ihm allein gebührt Ehre, Macht, Anbetung und Herrlichkeit. Versuchungen sind wie Vagabunden: „Wenn man sie freundlich behandelt, kommen sie wieder und bringen andere mit.“ (Mark Twain)  Der Umgang Jesu mit Versuchungen warnt mich davor, billigen Parolen, leeren Versprechungen oder Populisten mein Vertrauen zu schenken. Von Versuchungen geschüttelt dürfen wir tröstend erfahren: Gott ist da, mitten in den Widersprüchen unseres Lebens! Geschüttelt, gehalten und gestärkt   - lassen Sie sich stärken durch die Gnade Gottes.

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Über den Autor

Wolfgang Öxler OSB ist Erzabt der Beneditkiner Erzabtei St. Ottilien.

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