„Unglaublich! Das kann ja wohl nicht wahr sein! Wir kennen doch diesen Menschen! Wer hat das gemacht? Wie kann es sein, dass er auf einmal sehend wird?“ So reagieren die Leute auf die Heilung des Blindgeborenen. Entrüstung und viele Fragen!
Im Evangelium des 4. Fastensonntags geht es um das SEHEN. Jesus sieht, so beginnt das Evangelium, er sieht einen Blinden. Und er sieht nicht nur die Augenerkrankung, sondern er sieht den Menschen. Das ganze innere Leiden dieses Menschen.
Dem Erzähler dieser Wunderheilung geht es nicht um eine spektakuläre Heilung, denn die wäre anders beschrieben worden. Sondern es soll dem Leser deutlich werden, was die tiefer liegende Absicht Jesu ist, die auch für die Leute, die es heute lesen, Sinn ergeben kann. Für Jesus liegt die Tragik der Blindheit darin, wenn der Mensch im Herzen blind ist und wenn der Verstand verstockt bleibt.
Die Erzählung im Kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry bringt es auf den Punkt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Fuchs hilft dem Kleinen Prinzen zu verstehen, dass wenn ich mir etwas oder jemanden vertraut mache, dann sehe ich viel mehr und viel weiter! Dann sehe ich nicht nur mehr das Äußere, sondern sehe das Innere, sehe das Herz des Menschen.
Diese Augen wollte Jesus bei den Menschen öffnen. Und diese Augen möchte er auch heute öffnen.
Wir haben alle unsere „blinden Flecken“, wie man oft sagt. Jesus verurteilt das nicht. Es steht die Einladung, dass er uns den Teig auf die Augen streicht, damit uns das eine oder andere „wie Schuppen von den Augen fallen“ kann.
Ich wünsche es uns so sehr, jetzt und heute, dass wir eine klare Sicht darauf bekommen könnten, was denn jetzt wirklich helfen kann in der Situation mit der Ukraine! Damit dieses Kriegsgeschehen zu einem Ende kommt! Dass wir nicht bei der Frage stehen bleiben: „Wer hat gesündigt“? Sondern dass wir uns die Frage stellen, wie wir hier wieder herauskommen!