Ordensgemeinschaften in der Flüchtlingshilfe
"Es gibt keine Feinde - es gibt nur Brüder und Schwestern" – Papst Leo XIV ruft angesichts der Flüchtlingskrise zu einer “Kultur der Versöhnung” auf (vaticannews). Besonders Ordensleute leben diese Geschwisterlichkeit im Alltag.
Ordensgemeinschaften – Ordensfrauen und -männer - in Deutschland sind in vielfacher Weise solidarisch mit den Menschen auf der Flucht. Sie arbeiten eng mit Behörden, politischen Akteuren und zivilgesellschaftlichen Gruppen zusammen. Ihr Engagement reicht von Mitarbeit in Gremien bis hin zur direkten Unterstützung Einzelner. Dazu gehören z. B.:
- Sprachunterricht für Erwachsene und Kinder;
- Nahrungsmittelausgabe an bedürftige Geflüchtete;
- Angebot von Ausbildungsplätzen in Werkstätten, Einrichtungen für Beeinträchtigten-Hilfe etc.;
- Formulare ausfüllen, Kinder zur Schule/Kindergarten anmelden, Hilfe bei der Einschulung;
- Bereitstellung und Vermittlung von Wohnraum;
- Seelsorgerische Begleitung;
- finanzielle Unterstützung;
- Unterstützung bei Verhandlungen mit Ämtern und Anwälten.
Ein wichtiges Anliegen einiger Gemeinschaften ist außerdem das Kirchenasyl. Dabei nehmen sie Geflüchtete vorübergehend auf, um Abschiebungen zu verhindern und eine neue Prüfung durch die Behörden zu ermöglichen. Beispiele für solche Gemeinschaften sind die Oberzeller Franziskanerinnen, die Franziskanerinnen von der Buße und der christlichen Liebe sowie die Jesuiten.
Trotz des personell bedingten Rückgangs der Hilfestellungen von Ordensgemeinschaften für Geflüchtete, entstehen weiterhin neue Projekte oder bestehende werden gestärkt. Drei beispielhafte Initiativen:
- Das Projekt „SoulTalk“ in Schweinfurt (getragen von den Erlöserschwestern) bietet seit 2017 psychosoziale Beratung durch geschulte Geflüchtete in deren Muttersprache. Es basiert auf einem Peer-Konzept von Ärzte ohne Grenzen und füllt eine Lücke in der psychischen Gesundheitsversorgung.
- Der JRS, der „Jesuit Refugee Service“ (Jesuiten-Flüchtlingsdienst) begleitet Geflüchtete seit 1995 in Deutschland. Er bietet u. a. rechtliche und soziale Beratung, Mentorenprogramme, Sprachcafés, Kirchenasyl, Wohnungsvermittlung, Seelsorge und Öffentlichkeitsarbeit. Ein besonderes Projekt ist „Accompany“, bei dem ehrenamtliche Mentoren Geflüchtete beim Einstieg in Ausbildung und Alltag unterstützen.
- Der Freiwilligendienst „Mission Beyond Borders“ richtet sich an junge Erwachsene, die sich in europäischen Ländern (z. B. Griechenland, Italien, Ukraine) für Geflüchtete einsetzen möchten. In Zusammenarbeit mit dem JRS und den Steyler Missionsschwestern leben die Freiwilligen vor Ort und arbeiten gemeinsam mit Ordensmitgliedern.
Linktipps
SoulTalk – Psychosoziale Beratung für Geflüchtete in Schweinfurt: zur Webseite
Flüchtlingsdienst der Jesuiten: zur Website
Der Freiwilligendienst „Mission Beyond Borders“: zur Webseite
Aktuelle Informationen zur Arbeit der Salesianer Don Boscos mit jungen Flüchtlingen:
- Wohngruppe für minderjährige Geflüchtete: zur Webseite
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Sprachpraxis und Integration: zur Webseite
Katholische Flüchtlingsgipfel
Um die Expertise der kirchlichen Flüchtlingshilfe zu bündeln, hat der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Stefan Heße (Hamburg), seit 2015 Praktiker, Experten und Ehrenamtliche, die sich bei der Bewältigung der gegenwärtigen Herausforderungen engagieren, zu einem regelmäßigen Katholischen Flüchtlingsgipfel eingeladen. Dieser dient vor allem dazu, Fachleute und Praktiker zusammenzuführen, zu vernetzen, über konkrete Themen kirchlicher Flüchtlingshilfe zu beraten und Perspektiven zu erarbeiten.
Der neunte Katholische Flüchtlingsgipfel fand am 21. Mai 2025 zum Thema „Flüchtlingsschutz in Gefahr? – Ethische Orientierungen und praktische Antworten in schwierigen Zeiten“ in Mainz statt. Auf Einladung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz kamen insgesamt rund 160 Vertreter aus Wissenschaft, Flüchtlingsarbeit und Kirche zusammen.
Als Beauftragte der Deutschen Ordensobernkonferenz ist Br. Dieter Müller SJ Mitglied des Arbeitsstabs des Sonderbeauftragten, der die Flüchtlingsgipfel vorbereitet.
Ordensgemeinschaften über den Krieg in der Ukraine
"Die Kriegsbilder aus der Ukraine machen uns sprachlos. Aber wir sind nicht ohnmächtig", so ein Statement der Jesuiten auf ihrer Website. Viele Ordensgemeinschaften sind aktiv geworden und helfen vor Ort im Kriegsgebiet, mit ihrem Gebet, durch die Unterstützung und Aufnahme der Flüchtlinge sowie mit Spendenaufrufen.
Themenheft Ordenskorrespondenz
Die Ausgabe 2/2015 unserer Zeitschrift Ordenskorrespondenz widmet sich der Thematik: "Die Ordensgemeinschaften und die Flüchtlinge".
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"Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen." Der Leiter des Jesuiten-Migrationsdienstes, P. Frido Pflüger SJ zum Umgang mit Flüchtlingen innerhalb der Orden.