Bildung und Erziehung
Am folgenden Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. (Mk 1,21f.)
In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Ordensschulen und einige ordensgetragene Hochschulen, an denen Bildung und christliche Werte an die nachfolgenden Generationen weitergeben werden. Damit erfüllen Ordensleute auf ihre Weise ein Wort des Neuen Testaments: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt!" (1 Petr 3,15).
Die Glaubenslehre als Auslegung und Interpretation der Heiligen Schrift und der kirchlichen Tradition hatte zu allen Zeiten ihren festen Platz im Leben der christlichen Gemeinde. Von Anfang an wurde an die christlichen Lehrer der Anspruch gestellt, nicht nur eine Lehre zu durchdenken und zu verkünden, sondern sie auch beispielhaft zu leben und ihren Schülern damit Orientierung zu geben. Schon früh entstanden theologische Schulen, in denen ein Lehrer seinen Schülern seine Interpretation des Glaubens vermittelte.
Das frühe Mönchtum funktionierte nach einem ähnlichen Prinzip: Ein „Meister des christlichen Lebens" gab seine Lehre an Schüler weiter. Schon zu diesem Zeitpunkt konnte auch Ordensfrauen ein klösterlicher Zugang zur Bildung offenstehen. Hildegard von Bingen beispielsweise wurde nach ihrem Eintritt ins Kloster zu Anfang des 12. Jahrhunderts von ihrer Lehrmeisterin im Lesen, Schreiben und Singen unterwiesen. Sie erhielt eine umfangreiche Ausbildung in der Kenntnis der Heiligen Schrift sowie der Natur- und Pflanzenkunde.
Noch heute sind z.B. die Benediktiner als eine Gemeinschaft von Lehrer (Abt) und Schülern (Mönche) strukturiert. Gerade das benediktinische Mönchtum prägte auch die entstehenden Schulen im heutigen Sinne: Es waren zunächst Klosterschulen, in denen Kinder Lesen und Schreiben lernten, um für ein Leben im Orden vorbereitet zu werden. Die Mönche trugen so auch dazu bei, dass die antike Bildung die wirren Zeiten der Völkerwanderung überlebte und ins Mittelalter überführt wurde.
Der Beginn der Universitäten ist eng mit den Ordensgemeinschaften verknüpft, v.a. mit den Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner. Diese Gemeinschaften förderten intensiv das Studium ihres Nachwuchses und gründeten eigene Ordenshochschulen, aus denen einige der größten Theologen der Kirchengeschichte wie der hl. Thomas von Aquin oder der hl. Bonaventura hervorgingen. Nach ihrer Gründung im 16. Jahrhundert taten sich auch die Jesuiten in der Gründung von Schulen und Universitäten hervor.
Ab dem 16. Jahrhundert gründeten sich Frauenorden wie die Ursulinen und die Mary-Ward-Schwestern (Congregatio Jesu), die Erziehungsinstitutionen vor allem für Mädchen aufbauten und ihnen somit Zugang zur Bildung ermöglichten. Auch im 18. und 19. Jahrhunderts nahmen die Orden eine Vorreiterrolle bei der Neugründung von Schulen ein.