Der Blick auf das Leben
„Vati ist gestorben!“ klang es traurig aus dem Telefon. Meine Freundin weinte. Auch mir flossen die Tränen über die Wangen. Wir tauschten kurz Erinnerungen aus. Dann musste sie wieder auflegen. Das Begräbnis war vorzubereiten.
Immer wieder wanderten meine Gedanken zu dem Verstorbenen. Irgendwann machte sich bei mir ein innerer Frieden breit.
Seltsam, meine Freundin, die Botin der Todesnachricht, wurde in meinem Herzen langsam zur Lebensbotin. In mir wuchs die Glaubensgewissheit: ja, der verstorbene Vater meiner Freundin wird uns von der Ewigkeit her weiterhin auf unserem Lebensweg begleiten. Vielleicht sogar intensiver als zu Lebzeiten.
Dieses Erlebnis überkommt mich jedes Jahr an Ostern neu, wenn ich in den biblischen Ostererzählungen von der Begegnung des Auferstandenen mit Maria von Magdala höre. Zusammen mit der „anderen Maria“ soll sie den Auftrag der Engel ausführen: die Auferstehung Jesu seinen Jüngern verkünden. Die Frauen sind mit großer Freude, aber auch voll Furcht unterwegs. Da kommt ihnen Jesus entgegen und spricht sie an.
Die Frauen werfen sich vor Jesus nieder und umfassen seine Füße. Der Auferstandene nimmt ihre Angst ernst: „Fürchtet euch nicht!“ Berührend, welches hoffnungsstiftende Vertrauen Jesus den Frauen entgegenbringt. Diese Zusage gibt ihnen Kraft für den Auftrag, zu den Menschen zu gehen und zu erzählen, wo sie dem Auferstandenen begegnen können: in Galiläa.
Die Frauen, die so zu Lebensbotinnen werden, erleben, dass Gott mit seiner Verwandlungsmacht am Werk ist. Aus Verzagtheit wird Hoffnung.
Auferstehung, so lernen wir an dieser Bibelstelle, ist kein dauerhafter Zustand, sondern ein zerbrechlicher Prozess.
Wie die biblischen Frauen sind auch wir eingeladen, tagtäglich Botinnen und Boten des Lebens zu werden. Hinter allem Dunklen den Funken Licht zu sehen. In allen Schwierigkeiten das Hoffnungspotential zu entdecken. Jesus ist durch den Tod zum Leben gegangen. Ermutigung genug, um selber den Blick auf neues Leben zu richten.