Ordensgemeinschaften in Deutschland

Die Seele muss erst nachkommen: Pilgern – ein biblisches und aktuelles Thema

„Meine Seele geht am liebsten zu Fuß“, unter diesem Buchtitel hat der bekannte Theologe und Pädagoge Peter Müller als erfahrener Pilgerbegleiter ein Pilgerbuch herausgegeben. Kennen wir nicht auch solche Erfahrungen, dass unsere Seele erst nachkommen muss und Zeit braucht? Auf dem Weg sein und innehalten, um anders, gestärkt, ermutigt, befriedet anzukommen?

Unser ganzes Leben ist ein Pilgerweg und JAHWE - Gott mit uns ist unser Weggefährte.

Schon im Ersten Testament, im Buch Exodus lesen wir, wie Mose das Gottesvolk herausführte aus Ägypten in das gelobte Land (vgl. Ex 12,1ff). Ebenso bekam der Stammvater Abraham den Auftrag von Gott in ein Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen wird (vgl. 1.Mose 12ff). Abraham brach mit seiner Frau Sara und dem Volk auf!Aufbrechen – Unterwegssein – Innehalten - Ankommen.

Unser Gott ist ein Gott des Weges. Er wartet auf uns, er holt uns dort ab, wo wir straucheln, am Boden liegen, nicht mehr weiterkönnen und geht mit uns. Er möchte unsere Seele berühren, anrühren, sie nähren und aufleben lassen.

Der Weg führt in die eigene Tiefe, zur eigenen Mitte. Es ist ein Prozess des Lassens, Zulassen, Hinter sich lassen. Diese intensive und tiefe Erfahrung kennen wir von Exerzitien.  JESUS selbst war als Wanderprediger unterwegs zu den Menschen, um ihnen „Mehr“ Leben und Liebe zu schenken. Er fragt auch uns: „Für wen gehst Du?“

Jesus geht den Weg nach Jerusalem nach Golgotha. Folgen wir Ihm auf diesem schweren leidvollen Weg des Sterbens und der Auferstehung?

Eine Form, um die Seele nachkommen zu lassen, ist das Pilgern.

Pilgern, um zu sich selbst zu kommen, die eigene Mitte zu finden, der Sehnsucht Raum geben, die Seele baumeln und aufatmen lassen. Aufbrechen, um mit der Schöpfung in Einklang zu kommen, um innerlich frei zu werden für das göttliche Geheimnis und um die Anliegen der bedrohten Welt mit auf den Weg zu nehmen. Eine Wegstrecke bewusst im Schweigen gehen, um die leise Stimme und den eigenen Herzschlag zu hören. Pilgernlädt ein, achtsam für den Augenblick zu sein, im Hier und Jetzt! Unsere Selige Schwester Ulrika Nisch drückt es so aus: „O, welche Sehnsucht erfüllt heute meine Seele.“

Aktuell kann ich „Beten mit den Füßen“ für den Frieden in der Welt, den wir uns so sehr ersehnen.