Ordensgemeinschaften in Deutschland

Eco-Spirituality

Was ist das eigentlich? Wenn ich es mit einem Satz erklären sollte, würde ich sagen, Eco-Spirituality ist die Erkenntnis, dass die Schöpfung eins ist, dass alles zusammen gehört, dass das Leben in Fülle nur gemeinschaftlich zu haben ist.

Jeder Teil der Schöpfung trägt eine Botschaft des Schöpfers in sich, ein ureigenes Stückchen Weisheit. Brennnesseln zum Beispiel wissen alles über Vernetzung. Über ihre Wurzeln halten sie die Verbindung miteinander und das macht sie so stark. Bienen wiederum sind die Spezialisten für Gemeinschaftsleben. Ihr „Fleiß“ ist sprichwörtlich, ihre Ruhephasen sind weniger bekannt, aber nicht weniger bemerkenswert. Die Geheimnisse von Leben, Tod und Auferstehung sind erleb- und erfahrbar an den einjährigen Blumen im Wechsel der Jahreszeiten: sie keimen, wachsen, blühen, verzaubern uns mit ihrer Schönheit und Vielfalt. Sie nähren die Insekten mit Nektar und Pollen, produzieren Samen und Früchte; dann sterben und verschwinden sie – um im nächsten Frühjahr wieder zum Leben zu erwachen.

Die meisten Lebewesen zeichnen sich durch Genügsamkeit bei den Bedürfnissen und Großzügigkeit bei der Reproduktion aus. Sie nehmen sich so viel Nahrung, wie sie brauchen. Bei der Fortpflanzung werden die Jäger und Sammler mitgedacht.

Vor Kurzem habe ich – gefühlt zum ersten Mal – gelesen, was dazu im ersten Schöpfungsbericht steht: „Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen bildet auf der ganzen Erde, und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin. Euch sollen sie zur Nahrung dienen.“ Über die Tiere sollen wir „walten“, da steht nichts davon, dass wir sie essen sollen. Sind wir tatsächlich als Veganer konzipiert? Eine These besagt, dass das menschliche Gehirn sich erst mit der Umstellung auf tierisches Eiweiß zu seiner jetzigen Größe weiterentwickelt hat. Im Nachhinein schwer zu sagen, ob das ein Fortschritt war oder nicht.

Kein Fortschritt ist jedenfalls die verbreitete Kategorisierung unserer Mitgeschöpfe in „nützlich“, „schädlich“ und „überflüssig“ (diese Attribute werden gerade auch wieder auf Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, bezogen). Der Jetzt-Zustand der Schöpfung, die von Gott einst das Prädikat „Sehr gut“ erhielt, ruft uns zu einer anderen Haltung:

Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen, (Dtn 30,20).

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Über die Autorin

Sr. Ursula Preußer gehört der Gemeinschaft der Missionsärztlichen Schwestern an.

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