Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kolumne: Eine „andere“ Elisabeth im Kloster Hegne

Seit November 2020 steht im „Hotel St. Elisabeth“ des Klosters Hegne eine Bronze-Skulptur der Hl. Elisabeth – eine völlig ungewohnte Darstellung des Bildhauers Joachim Sauter.

Unser Wunsch an den Künstler war eine Darstellung, die ins Heute, in die Not unserer Zeit spricht und uns zum Nachdenken bringt.

Dem Künstler ist mit dieser Hl. Elisabeth eine zeitgenössische, kritische und künstlerisch qualitätsvolle Bild-Antwort auf die Frage nach Ihrer Bedeutung für heute gelungen. Wie fand J. Sauter zu dieser Darstellung?

Lassen wir den Künstler selbst zu Wort kommen: „Ich erinnerte mich an eine Zeichnung, die ich bei einem meiner Afrika-Aufenthalte in einem abgelegenen Dorf machte. Eine Ärztin der Hilfsorganisation Safari Doctors saß an einem provisorisch aufgestellten Tisch und die Patienten warteten stehend auf eine Untersuchung. … Es war wie eine Umkehr der Hierarchien. Mir schien es, als prüften die Patienten, ob die Ärztin ihre Arbeit auch gut machte. Aus meiner Sicht war es nicht ein demütiges Anstehen um Hilfe, es sah aus wie eine ganz selbstverständliche Annahme von Unterstützung. Vor diesem Hintergrund entwickelte ich die Bildidee für die Skulptur der Elisabeth, wie sie aus der Mitte der Gezeichneten herauswächst, denen ihre Zuwendung gilt.“ (J. Sauter)

 

Nun steht diese „ganz andere“ Heilige Elisabeth im Park des Hotels St. Elisabeth, nicht wie gewohnt, von Altären oder Säulen herab­schauend auf uns Menschen. Sie steht nicht über den andern und hilft quasi von oben herab: „Ich hab’s ja, ich gebe euch etwas von dem Vielen ab.“  Nein, diese Frau sitzt mitten unter denen, die Hilfe brauchen. Und sie teilt. Sie legt die goldene Krone, den Reichtum, ab – aber sie hat ein kostbares, goldenes Herz. Und mitten im dornigen Alltag der Armen, der notleidenden Menschen, ist durch sie neues Leben und neue Hoffnung aufblüht. Daher erblühen auch Rosen, mit denen Elisabeth von Thüringen oft dargestellt wird, neben der Gruppe von Menschen aus allen Kontinenten. Man könnte im über­tragenen Sinn sagen: Sie hat kein gekröntes Haupt, sie hat ein gekröntes Herz.  Die Menschen, die um sie stehen, diese Menschen sind ihre Krone.

Wir alle sind eingeladen, uns von der außergewöhnlichen Darstellung der Hl. Elisabeth fragen zu lassen, was diese Frau – mitten unter den Menschen, ohne Gold, ohne Krone auf dem Kopf, sondern mit einem goldenen, mit einem gekrönten Herzen – uns sagen will.

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Über die Autorin

Sr. Regina Lehmann ist Ordensmitglied Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz im Kloster Hegne.

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