Mit welchem Blickwinkel bin ich ins Neue Jahr 2021 aufgebrochen?
Das vergangene Jahr hat eine Erfahrung in unser Leben gebracht, die viele von uns so noch nicht gekannt haben – nämlich das Leben nicht mehr selber bestimmen zu können, ausgeliefert zu sein der Bedrohung durch ein Virus, angewiesen zu sein auf Solidarität und mitmenschliche Unterstützung – also die Erfahrung von Ohnmacht und Angst, aber auch von Mut, Kreativität, Verantwortlichkeit, Solidarität …
In all dem habe ich erlebt, dass mir nach einer Gebetszeit unter dem Titel „Hoffnung tanken am Abend“ ein wunderschöner Blumenstrauß geschenkt wurde. Es gab keinen besonderen Anlass. Ich habe den Blumenstrauß „einfach so“ genannt.
Einfach so … ein Festtagsstrauß, der mein Herz tief berührte und mir den Impuls gab für diese Gedanken.
Was wäre, wenn ich mit diesem Vertrauen jetzt auf das Neue Jahr zugehen könnte? „Einfach so“ – nicht nur Not und Leid kann uns überwältigen. Sondern wir sind eingeladen auch mit den so wundersamen Freuden- und Lebenszeichen des Lebens zu rechnen und dafür unseren inneren Blick zu schulen.
„Einfach so“ – ein Anruf, ein Blumenstrauß, ein Blick, ein Kartengruß, eine Einladung … „Einfach so“ – und zu spüren, dass Vieles im Leben uns geschenkt ist.
Madeleine Delbrêl drückt es für mich mit großartigen Worten aus:
„Geht in den Tag hinaus ohne vorgefasste Ideen, ohne die Erwartung von Müdigkeit, ohne Plan von Gott, ohne Bescheidwissen über ihn, ohne Enthusiasmus, ohne Bibliothek – geht so auf die Begegnung mit ihm zu. Brecht auf ohne Landkarte – und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist und nicht erst am Ziel. Versucht nicht ihn in Originalrezepten zu finden, sondern lasst euch von ihm finden in der Armut eines banalen Lebens.“
Einfach so – und in unscheinbaren Begegnungen kann eine tiefere Dimension aufleuchten. Einfach so – und unser Vertrauen kann wieder für einen Moment genährt werden – ein Vertrauen in allen Unsicherheiten unseres Lebens.