Ordensgemeinschaften in Deutschland

Emmaus: Gang mit zwei Enttäuschten

Viele sind von der Kirche enttäuscht, sie wollen die Kirche verlassen, oder haben sie schon verlassen. Auch das österliche Emmausevangelium berichtet von zwei Enttäuschten, zweien, die all ihre Hoffnung auf Jesus gesetzt hatten und nach Jesu Tod am Kreuz vor einem Scherbenhaufen ihres Glaubens stehen: Wir aber hatten gedacht, dass er der sei, der Israel erlösen würde! Hoffnungslos verlassen sie den Kreis der Jünger, verlassen Jerusalem.

Wie erreicht Jesus diese beiden?

Ein Erstes: Obwohl sie sich von seiner Sache abwenden, begleitet er sie auf ihrem Weg nach Emmaus. Er geht mit ihnen in die Richtung weg von Jerusalem. Er fordert sie nicht auf, kehrt zu machen, zurück nach Jerusalem und den Jüngern.

Für uns hieße das: Zu denjenigen zu gehen, die sich von der Kirche abwenden oder abgewendet haben, sie zu begleiten, mit ihnen ihr Leben zu teilen.

Ein Zweites: Auf dem gemeinsamen Weg nach Emmaus kommt Jesus mit den beiden ins Gespräch. Er hört aufmerksam zu und ermutigt sie, ihre Enttäuschung ins Wort zu bringen.

Für uns hieße das: Denen, die die Kirche verlassen oder verlassen haben, zuzuhören. Ihre Kirchenerfahrungen ernst zu nehmen und sich z.B. den Erfahrungen des Leids, das ihnen Kirchenvertreter angetan haben, auszusetzen, wie das die Delegierten des Synodalen Weges bei ihrer letzten Versammlung getan haben, indem sie sich gemeinsam die unter die Haut gehende Performance „verantwort:ich“ angeschaut haben.

Schließlich lässt sich Jesus von den beiden zum Abendessen einladen. Er sitzt mit Ihnen zu Tisch, speist mit ihnen, genießt ihre Gastfreundschaft.

Für uns hieße das: Wenn wir von Menschen eingeladen werden, bei ihnen zu sein, dann sollten wir uns freuen, dass Sie auch Ihre Freude mit uns teilen. Und vielleicht können Sie dann auch einmal bei uns zu Hause sein.

Über den Autor

P. Peter Kreutzwald ist Provinzial der Dominikanerprovinz Teutonia.

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