Ordensgemeinschaften in Deutschland

Es trifft mal wieder die Armen

Ungezählte Menschen in den Ländern des globalen Südens leben schon ohne Corona am Rand des Existenzminimums oder in absoluter Armut. Doch jetzt sind sie mit der weitgehenden Schließung des öffentlichen Lebens plötzlich ohne Einkommen.

Während ich diese Zeilen schreibe, ist die Diskussion über Lockerungen der Corona-Beschränkungen in vollem Gange und beherrscht die Politik. Währenddessen haben wir in den Ordensgemeinschaften noch eine weitere Perspektive, die in den Medien selten vorkommt.

Ungezählte Menschen in den Ländern des globalen Südens leben schon ohne Corona am Rand des Existenzminimums oder in absoluter Armut. Durch Arbeit im informellen Sektor, als Tagelöhner oder Saisonarbeiter, verdienen sie vielleicht gerade das Nötigste zum Leben. Doch jetzt sind sie mit der weitgehenden Schließung des öffentlichen Lebens plötzlich ohne Einkommen. Strenge Ausgangssperren machen es unmöglich, einer Arbeit nachzugehen. Kein milliardenschwerer Rettungsschirm fängt sie auf. Hunger ist vorprogrammiert. Abstandhalten ist in der Enge der Hütten unmöglich. Und sollte sich das Virus in den Armenvierteln verbreiten, wird kein Gesundheitssystem da sein, um diese Menschen zu retten.

Unsere Schwestern und Brüder in den so betroffenen Gegenden helfen nach ihren Möglichkeiten. So berichtete mir eine Mitschwester aus Oruro/Bolivien, dass sie jetzt in der Pfarrei mithelfe, Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Gott sei Dank würden viele Menschen, die wirtschaftlich besser gestellt sind, Lebensmittel spenden. Diese würden dann von der Gemeinde zu den Leuten gebracht. Der Polizeipräsident habe ein Auto samt Fahrer zur Verfügung gestellt, so dass jemand trotz der Ausgangssperren die Armenviertel erreichen könnte. Wer nichts mehr zu essen habe, hänge eine weiße Fahne aus der Tür. So habe sie an einem Tag 200 Tüten mit Lebensmitteln verteilt.

Vielleicht können wir in unseren Kommunitäten nur kleine Zeichen von Solidarität geben. Aber die sind wichtig, manchmal überlebenswichtig. Und hier bei uns können wir mithelfen, dass unsere Brüder und Schwestern in den armen Ländern nicht gänzlich vergessen werden.

Hinweis: Auf dem Foto sieht man einen Straßenmarkt in Oruro im Hochland von Bolivien