Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kolumne: Der Duft des Christentums im Alltag

„Durch sinkende Mitgliederzahlen verdunste(t) das Christentum“, sagte neulich ein deutscher katholischer Politiker. Da ist natürlich was dran. Wenn in einer Parfümerie von 100 Parfümflaschen in Laufe der Zeit 50 verschwinden, wird der Duft schwächer. Ich frage mich aber, ob man bei dieser Einschätzung der Lage nicht doch zu sehr auf Zahlen setzt. Da es den Kirchen schon seit Jahren nicht gelingt, das Verschwinden der Duftflaschen aus dem eigenen Bereich zu verhindern und wenig Aussicht besteht, ausreichend neue Duftträger ins Regal zu holen, könnte man vielleicht seine Energie drauf verwenden, die Intensität des Duftes bei den Verbleibenden zu stärken. Mehr Eau de Parfum statt Eau de Toilette. Oder die Kunden lehren, den schwachen besser wahrzunehmen. Sensibilisierung.

Wir Ordensleute gelten vielen Menschen unserer Zeit als Experten für Spiritualität und Glaubensauthentizität, für die liebende Hingabe an Jesus, den Christus. Einer Liebe, die Maria von Bethanien zeigte, durch die Verschwendung des Nardenöls, dessen Duft das ganze Haus erfüllte. Man traut uns das Wissen und die Fähigkeit zu, wie man den Duft des Christseins intensivieren und damit der Verdunstung des Christentums entgegenwirken kann. Wir sollten uns dieser Erwartung und Herausforderung stellen.

Es stellt sich aber, so scheint mir, auch die Frage, was denn mit den Parfümfläschchen ist, die ihren bisherigen Standort verlassen haben. Wenn wir nicht davon ausgehen wollen – und das fände ich traurig - dass sie mit Ihrem Platzwechsel auch ihren Duft verlieren, dann könnte es für uns sicher auch eine Aufgabe sein, sie an ihrem neuen Ort aufzusuchen und sie darin zu bestärken, auch dort weiterhin Duft zu verströmen. Auf diese Weise kommt ein neuer Duft in Bereiche, in denen bisher noch nichts davon zu spüren war. Denn das Haus, das vom Duft des Öls erfüllt werden soll, ist sicher nicht nur die Kirche, sondern die ganze Welt als Haus aller Menschen. Das ewige Wort des Vaters auf dessen „Ankunft im Fleische“, wir uns im Advent vorbereiten, will seine Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen.    

Ein Trost zum Schluss: Wir sind lediglich die Gefäße, die Duftträger. Die kostbare Essenz ist das Evangelium von Jesus, dem Christus. Denn von Myrrhe und Aloe duften all seine Gewänder …

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Über die Autorin

Sr. M. Dominika Kinder CSSE ist Provinzoberin der Schwestern v. d. hl. Elisabeth

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