Norbert von Xanten - der Friedensstifter
Am 6. Juni 1134 starb in Magdeburg der Erzbischof Norbert aus dem Geschlecht der Grafen von Gennep. Aufgewachsen in Xanten am Niederrhein, wurde er schon in jungen Jahren Stiftsherr am dortigen St.Viktor-Stift. Die Auseinandersetzung mit dem Evangelium Jesu Christi hat ihn wie ein Blitz getroffen und im Innersten erschüttert und berührt. Er bemühte sich um ein Leben in der Nachfolge Christi, verzichtete auf seinen Besitz und wählte ein Leben in Einfachheit und Bescheidenheit. Seine Kraft und sein Wissen setzte er für die Verkündigung, die Vermittlung des Evangeliums, besonders an die Armen und einfachen Leute ein. Er wurde Wanderprediger nach dem Vorbild der Apostel. Freunde und Gefährten, Frauen und Männer schlossen sich ihm an, begleiteten ihn auf seinen Reisen durch Städte und Dörfer. Die möglichst wortgetreue Befolgung des Evangeliums, der Sendungsauftrag Jesu, die Seligpreisungen der Bergpredigt – das alles erfüllte ihn und prägte ihn. So ist auch eines seiner ganz großen Anliegen zu verstehen: Frieden! Frieden für alle Welt und alle Menschen zu stiften und zu verwirklichen. Das tat Norbert ganz konkret, indem er verfeindete Parteien wieder zusammenbrachte und bewaffnete Auseinandersetzungen durch kluge Verhandlungen verhinderte. Damit ist er auch einzurechnen in die große Friedensbewegung seiner Zeit. Ja, sie lesen richtig: Friedensbewegung! Vom Papst bis zu den einfachsten Menschen gab es damals eine große Sehnsucht nach Frieden und viele Bemühungen um die Beendigung der zahllosen Gewalttaten und Kriege, um Abrüstung der Bevölkerung. Norbert galt als Friedensstifter. Man dankte es ihm, dass er Gewalttätigkeiten verhinderte. Er selbst musste allerdings auch Gewalt, die sich gegen ihn richtete erleiden und ertragen. Das verleitete ihn nicht zu Rache oder Vergeltung. In seinem lebenslangen Einsatz für Reform und Verbesserung des gesamten Lebens und der Lebensqualität aller nach den Grundsätzen des Evangeliums wurde er zum Ordensgründer der Prämonstratenser und in seiner letzten Wirkungsphase zum Erzbischof von Magdeburg. Spätere Generationen hoben seine Liebe zur Eucharistie hervor. Das geschah in gegenreformatorischer Absicht. Richtig und für uns Heutige wichtig ist daran sicher, dass seine Kernbotschaft darin bestand, Jesus Christus in den Mittelpunkt zu stellen, als Autorität und Quelle in all unseren Fragen und Belangen. Deshalb liebte er die tägliche Feier der Eucharistie. Deshalb betete er in Gemeinschaft die Gebete der frühen Kirche und der Apostel, die Psalmen. Er interessierte sich für die Menschen überall im Land, egal ob arm, egal ob reich, gründete Gemeinschaften, versöhnte und befriedete. Und er schlug mutig neue Wege ein.
Auch wir Heutigen leben in Zeiten großer Veränderungen in allen Bereichen unseres Lebens. Der Friede ist nicht nur im großen Gegeneinander ganzer Völker gefährdet. Die Veränderungen unmittelbar um uns herum schreien förmlich nach unserer Antwort. Welche Vision haben wir Christen für ein zukünftiges Miteinander Aller in all dieser Verschiedenheit der Menschen? In einem geschlossenen kirchlichen Milieu werden wir nicht mehr leben. Uns in einem katholischen Winkel zu verkriechen wird keine Antwort sein. Norbert und seine Gefährten zogen in alle Lande, verkündeten, gestalteten, führten zusammen und stifteten Frieden. Das Kloster und die Klausur der frühen Prämonstratenser waren auch ganz wesentlich die Menschen, die sie umgaben. Sie kannten nicht nur die Klausurmauer aus Steinen, die sie schützte. Sie nahmen sich vor allem der Menschen an, die sie umgaben, außerhalb der Mauern. Das ist auch heute unsere Prägung. Die beigefügte Darstellung des Hl. Norbert hat lange Zeit die Erinnerung an ihn dominiert. Ich wünsche mir ein neues Bild, ein Bild unserer Zeit.