Kolumne: Mariä Aufnahme in den Himmel
Maria Aufnahme in den Himmel – die Kirche feiert am 15. August, dass Maria als erste der Menschen mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Dies ist sogar ein Dogma, eine grundlegende Lehraussage der Kirche mit unumstößlichem Wahrheitsanspruch. Bei sowas bin ich normalerweise raus. „Unumstößlicher Wahrheitsanspruch“… woher soll man denn das wissen?
Mir hilft dabei in diesem Fall der heilige Ignatius. In seinen geistlichen Übungen lässt er den Übenden in der sogenannten vierten Woche darüber meditieren, wie Christus nach der Auferstehung als erstes Maria erschien. „Er erschien der Jungfrau Maria. Denn obwohl dies in der Schrift nicht gesagt wird, wird es für gesagt gehalten, wenn sie sagt, dass er so vielen anderen erschienen ist. Denn die Schrift setzt voraus, dass wir Verstand haben…“ (Ignatius von Loyola, GÜ 299)
In 30tägigen Exerzitien durfte ich diese Szene betrachten. Es war sehr eindrücklich. Und, ja, jetzt ist mir völlig klar, dass ER nach der Auferstehung zuerst zu ihr kam. In meiner Vorstellung saß sie weinend am Tisch, spürte SEINE Gegenwart, drehte sich zu ihm um (nachdem sie die Tränen aus den Augen und die Kleider glatt gewischt hat) und sagte „Da bist du ja endlich, ich habe schon auf dich gewartet.“
Eine einzigartige Verbindung zwischen Mutter und Sohn. Angefangen von der Verkündigung, dem Spüren des Kindes beim Besuch bei Elisabeth, dem Erleben des jugendlichen Jesus im Tempel und des Wunders bei der Hochzeit zu Kana – bis hin zum prophezeiten „Schwert“, dass ihre Seele und ihr Herz beim Tod ihres Sohnes durchdringt und bis hin zu dem Moment, in dem ER auferstanden als Christus vor ihr steht und sie in seine Arme schließt.
Wenn sie, Maria, nach diesem Tod trotz ihrer Trauer vertrauensvoll auf SEIN wiederkommen hofft, wie sollte ER sie nicht auch zu sich holen? In ihr wird vorweggenommen, auf was wir warten: Gottes versprochene Zukunft eines ewigen Lebens bei Gott.
P.S.: In apokryphen Evangelien wird die „Entschlafung Mariens“ ausführlich dargestellt. Das Grab sei mit einem großen Stein verschlossen worden, aber sofort sei Christus mit den Engeln erschienen und habe Maria herausgerufen. Dem leeren Grab sei bei der Öffnung ein Wohlgeruch nach Rosen und Kräutern entstiegen. Auf diese Überlieferung eines frühen Kirchenvaters geht wohl der Brauch der Kräutersegnung zurück.