Kolumne: Mitten auf dem Weg
Zur Vorbereitung auf Ostern gehört für mich dazu, Osterkerzen zu gestalten. Jahrelang hatten für mich die Wundmale Jesu dabei nicht so die oberste Priorität. In diesem Jahr ist das anders. Innerlich halte ich mich irgendwie an diesen Wundmalen fest. Zwei vollkommen unerwartete Todesfälle von lieben Bekannten bewegen mein Inneres, schärfen den Blick für das Kostbare und halten mir die Verwundbarkeit des Lebens deutlich vor Augen.
Ich fühle mich noch mitten auf dem Weg … zwischen Grab und Emmaus. Von daher bin ich froh, um die Osterzeit mit den Wiederholungen, den Variationen der Auferstehungserfahrungen, die die Evangelisten uns schenken. Wie Kinder, die Abend für Abend dieselbe Geschichte hören möchten, so komme ich mir gerade vor.
Es tut gut, mich an der Hand genommen zu wissen. Von Maria Magdalena und den anderen Frauen, von den Jüngern, die mich einladen, komm mit nach Emmaus.
Es tut gut, so jemanden wie Thomas an meiner Seite zu wissen, der tröstlicher Weise auch mehrere Anläufe braucht. Nicht nur in Sachen Geduld hat er mir was zu bieten. Sein Zugang zum Auferstandenen, rückt die Verwundungen erst recht in den Mittelpunkt. Die Tendenz lieber Wegschauen geht gar nicht, berühren und mich berühren lassen, ist angesagt!
In diesem Jahr bin ich wirklich froh um diese Wochen der Osterzeit. Weder das Licht in der Osternacht beim Einzug in die dunkle Kirche, noch das Osterhalleluja und die vertrauten, kraftvollen Lieder und auch nicht der Aufbruch der Natur, der so sehr vom Leben kündet – nimmt den Schatten, der mich nur verhalten einstimmen ließ.
Normalerweise gehöre ich nicht zu den Langsamsten, weder beim Gehen, beim Radfahren oder Autofahren, nicht im Tun und Denken – für meinen Weg nach Emmaus gilt in diesem Jahr ein anderes Tempolimit. Jesus schenkt individuelle Erfahrungen. Ich hoffe, ER holt mich bei den Wundmalen ab.
