Kolumne: November – Leben angesichts des Todes
November: da ist er wieder, dieser Monat, der so vom Tod, vom Ende geprägt ist. Der uns zeigt wie vergänglich der Mensch ist. So wie es im Psalm 103 heißt: „Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie die Blume des Feldes. Fährt der Wind darüber ist sie dahin, der Ort, wo sie stand, weiß von ihr nichts mehr.“ Sicherlich denken wir an Gedenktage, die in diesen Monat hineinfallen: Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag und Volkstrauertag. Wir denken auch an Menschen, die uns nahestanden, die uns wichtig waren im Leben.
Am 5. November gedenkt meine Kongregation, die Passionisten, ihrer verstorbenen Mitglieder. Wenn ich dann vor den Gräbern meiner Mitbrüder stehe und mir bewusst wird, dass auch sie den gleichen Glauben, die gleiche Hoffnung und die gleich Liebe gelebt haben, auch sie haben versucht, diesen göttlichen Tugenden ein Gesicht zu geben. Sie haben genauso wie ich geglaubt, dass der Tod nicht das Letzte ist, sondern Durchbruch zum Leben, zum ewigen Leben. Sie haben genauso wie ich gehofft, dass Leben sich erfüllen kann in der Begegnung mit dem auferstanden Herrn, im ganz persönlichen Ostern. Sie haben genauso wie ich versucht, die Liebe zu leben, im Blick auf das Kreuz. Gottes große Liebe und Leidenschaft für den Menschen zu verkünden, weil „so sehr hat Gott die Welt geliebt“ (Joh 3,16).
Diese gekreuzigte Liebe macht uns deutlich, was der Mensch Gott wert ist, alles! Der uns so Leben schenkt über den Tod hinaus, dass der Tod eben nicht das letzte Wort hat, sondern das Leben. Da wo der Mensch aus Glaube, Hoffnung und Liebe versucht zu leben, wo er sich gehalten weiß von Gott, dort wird ewiges Leben möglich. Wir schauen nicht auf das Ende unseres Lebens, sondern auf das Neue, auf das erfüllte Leben, welches uns geschenkt ist. Darum ist der Monat November kein toter Monat, sondern eigentlich ein Monat der Hoffnung, der uns Mut machen will im Schauen auf Tod und Vergehen, das Leben zu sehen, welches uns geschenkt ist. So wie Jesus uns gesagt hat: „Ich will, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10). Denken wir daran, wenn wir an den Gräbern unserer Lieben stehen, dass uns Leben in Fülle verheißen ist, Leben, das kein Ende kennt.